Seite:Das Archiv für Seewesen 1869 pp543-544.pdf/2

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Kettenschleppschifffahrts-Gesellschaft der Oberelbe hat am 1. November ihren regelmäßigen Verkehr auf der Strecke Merschwitz – Loschwitz eröffnet. (Merschwitz liegt 2,1 Meilen unterhalb Meißen, Loschwitz 0,8 Meilen oberhalb Dresden; Meißen und Dresden sind 31/2 Meilen von einander entfernt.)

Ich habe bisher gezögert, Ihnen eine Nachricht zugehen zu lassen, weil der wirklich regelmäßige Betrieb noch durch mancherlei Vorkommnisse aufgehalten wurde. So lag Anfangs die Kette so lose im Wasser, daß man auf der ganzen 61/2 Meilen langen Strecke wohl 1/4 Meile Kette beseitigen mußte. Mehrmaliges Zusammenfahren mit anderer Schifffahrt und directes Anfahren an die Dresdener Brücken gab zu Aufenthalt und Reparaturen Veranlassung, die wohl meist in der Ungeübtheit der Bedienungsmannschaften ihren Grund hatten. Gegenwärtig sind zwei Kettendampfer in Betrieb, wovon der eine bei Otto Schlick in Dresden, der andere in Buckau bei Magdeburg erbaut wurde. Beide Kettendampfer sind sowohl in der Größe wie in der Form von einander verschieden. Der in Buckau erbaute ist 140’ (engl. Maß) lang in der Wasserlinie, 23’ breit, in der Mitte 7’, an den Enden 5’ hoch und hat einen Tiefgang von 181/2’’. Die beiden Kettentrommeln liegen in der Mittelebene des Schiffes und haben jede einen Durchmesser von 42". Die Dampfmaschine liegt nebst dem Windwerke zur Seite und wird ausbalancirt durch den diagonal an der anderen Seite des Schiffes liegenden Dampfkessel.

Das Schlick’sche Schiff ist 130’ (engl. Maß) lang. 21’ breit, in der Mitte 7’, an den Enden 5’ hoch und hat einen Tiefgang von 19". Die Form des Schlick’schen Schiffes ist gefälliger als die des Magdeburger. Schlick ist von der bisherigen Anordnung von Maschinen, Windwerk und Kessel, welche unzweifelhaft für die Dauer des Schiffes ungünstig ihrer Einseitigkeit wegen sein muß, abgewichen. Die Anordnung und Vertheilung der Gewichte ist beim Schlick’schen Schiffe gleichmäßig. Das Windwerk steht zwischen den Maschinen, die ihrerseits beide gleich weit von der Mitte liegen. Die beiden angewendeten Dampfkessel sind ebenfalls gleich weit von der Mitte

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Ziegler (Hrsg.): Die Kettenschleppschifffahrts-Gesellschaft der Oberelbe. Carl Gerold’s Sohn, Wien 1869, Seite 543. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Archiv_f%C3%BCr_Seewesen_1869_pp543-544.pdf/2&oldid=- (Version vom 30.6.2018)