Seite:Das Archiv für Seewesen Band 5 Heft X 1869 S466.png

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Notizen über den Schiffszug mittelst versenkter Ketten oder Drahtseile und über die mit den Seil-Remorqueuren auf der Maas in Belgien angestellten Versuche. –

(Zufolge Auftrages Sr. Excellenz des Hrn. k. k. Handelsministers Ignaz Edlen v. Plener zusammengestellt vom k. k. Baurathe und Professor Anton Beyer. Vom k. k. Handelsministerium dem niederösterreichischen Gewerberein zur Veröffentlichung überlassen.) Die gewöhnlichen Mittel, deren man sich zur Fortbewegung von Lasten auf fließenden Gewässern bedient, reichen dort, wo der Transport stromaufwärts stattfinden soll, fast nirgends hin, um eine erfolgreiche Concurrenz der Verfrachtung zu Wasser mit jener zu Lande auf den Eisenbahnen zu ermöglichen.

Segel und Ruder spielen beim Gegenzuge zumeist nur eine sehr untergeordnete Rolle; der hilfsweise Gebrauch der ersteren bleibt, in Folge der wechselnden Wind- und Flußrichtung, immer nur auf einzelne Abschnitte der Fahrt beschränkt; jener der Ruder aber ist, selbst eine geringe Strömung vorausgesetzt, schon an und für sich in ökonomischer Hinsicht wenig lohnend, da das Ruder sich gegen eine flüssige, zurückweichende Masse stemmt und nur ein kleiner Theil der aufgewendeten Kraft auf die Schiffsbewegung selbst einwirkt.

Der Schiffszug durch Menschen oder Thiere liefert allerdings positivere Ergebnisse, aber auch hier sind Kraftverluste in Folge der schiefen Richtung des Seiles und der verschiedenartigen Ufergestaltungen unvermeidlich; auch kann das Quantum der aufwendbaren Zugkraft gewisse, ziemlich eng gezogene Schranken nicht überschreiten, und der Wasserstandswechsel, sowie die Nothwendigkeit, mit dem Schiffszuge die Ein- und Ausmündungen von Seitengerinnen zu passiren oder von einem Ufer auf das andere zu übersetzen, verursachten Störungen, welche unter Umständen sehr empfindlich sein können.

Selbst die allesvermögende Dampfkraft hat in ihrer Anwendung auf den Schiffsgegenzug nur bescheidene Leistungen aufzuweisen, was hinreichend dadurch erklärt wird, daß die Schaufelräder oder Schrauben, mittelst welcher sie bisher wirkte, eben blos Nachbildungen der Ruder sind, und auch bei ihnen ein großer Theil der Kraft zur Ueberwindung der Strömung, und nur der Rest zur eigentlichen Fortschiebung der Last verwendet wird.

Angesichts dieser Uebelstände muß eine Vorkehrung, welche darauf abzielt, dieselben zu beheben und die durch die neueren Verkehrsmittel in den Hintergrund gedrängte Flußschifffahrt wenigstens theilweise wieder in ihre alten Rechte einzusetzen, jedenfalls die vollste Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Sie beruht auf der Idee, das sich aufwärts bewegende Schiff mit einer, auf die Sohle des Flusses gelegten Kette derart in Verbindung zu bringen, daß die letztere sich über eine am Schiffe angebrachte Trommel auf- und abwickelt, und das

Empfohlene Zitierweise:
Anton Beyer (?): Notizen über den Schiffszug mittelst versenkter Ketten oder Drahtseile und über die mit den Seil - Remorqueuren auf der Maas in Belgien angestellten Versuche. Archiv für Seewesen, Wien 1869, Seite 466. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Archiv_f%C3%BCr_Seewesen_Band_5_Heft_X_1869_S466.png&oldid=- (Version vom 30.6.2018)