Anton Beyer (?): Notizen über den Schiffszug mittelst versenkter Ketten oder Drahtseile und über die mit den Seil - Remorqueuren auf der Maas in Belgien angestellten Versuche | |
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fortbewegenden Schiffe bedingt, so dürfte es hier am Platze sein, diese Vorkehrungen selbst in möglichster Kürze zu besprechen und zugleich die mit ihnen erzielten Resultate, soweit sie bekannt sind, näher in’s Auge zu fassen.
Die Einrichtungen der Kettenschleppschiffe weichen an den verschiedenen Gebrauchsorten bedeutend von einander ab. Der Hauptsache nach lassen sie sich jedoch in zwei Systeme einreihen, bei denen die Zugsvorrichtung nach dem einen in der Mitte des Verdeckes (mitschiffs) — nach dem anderen an einer Langseite des Schiffes angebracht ist.
Zur Charakteristik der ersten Gattung wird es genügen, den Elbe-Kettendampfer zu beschreiben, welcher hinsichtlich der Anordnung seiner Hauptbestandtheile genau den auf der Seine von Paris auf- und abwärts angewendeten Schiffen nachgebildet ist, und über dessen Dimensionen und Wirksamkeit neuere Publikationen vorliegen. (Prospect der Kettenschleppschifffahrt auf der Ober - Elbe. Dresden bei Blochmann, Dann: Protokoll der Sitzung des sächsischen Ingenieur-Vereines vom 29. April 1869.)
Dieser Dampfer bewegt sich an einer Kette von 7/8 engl. Zoll Gliederstärke, welche an den Endpuncten der Fahrt stark verankert und mit dem Schiffe so verbunden ist, daß sie dessen ganzer Länge nach über das Verdeck läuft, sich dort über zwei Trommeln windet und vor und hinter dem Schiffe in’s Wasser abfällt.
Sie erhält ihre Führung durch zwei sogenannte Ausleger a, — Rinnen, welche in Verbindung mit zwei Leitrollen b die Kette auf das Deck heben und an ihren Endpunkten um verticale Achsen drehbar sind, so daß das Schiff nicht stricte der Richtung der in den Fluß versenkten Kette zu folgen braucht, sondern es in seiner Gewalt hat, diese selbst erforderlichenfalls um ein gewisses Maß nach rechts oder links zu verschieben.
Die zwei Trommeln c, über welche die Kette sich auf- und abwindet, wobei sie viermal um jede derselbe geschlungen ist, bestehen aus gußeisernen Scheiben von circa 4 Fuß Durchmesser und sind mit Stahlreifen so armirt, daß sich zwischen jedem Kettenlaufe ein schmiedeiserner Rand befindet, die Kettenwindungen also zu keiner Verwicklung Anlaß geben können.
Anton Beyer (?): Notizen über den Schiffszug mittelst versenkter Ketten oder Drahtseile und über die mit den Seil - Remorqueuren auf der Maas in Belgien angestellten Versuche. Archiv für Seewesen, Wien 1869, Seite 468. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Archiv_f%C3%BCr_Seewesen_Band_5_Heft_X_1869_S468.png&oldid=- (Version vom 30.6.2018)