Seite:Das Archiv für Seewesen Band 5 Heft X 1869 S470.png

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Das Seilschleppschiff.

Die Verwendung des Kabels anstatt der Kette erheischt es — da hier dem minder biegsamen Zugsmittel keine mehrmalige, ja selbst nicht einmalige volle Windung um eine, im Verhältnisse zur Schiffsgröße stehende Trommel zugemuthet werden darf — daß man sich (in ähnlicher Weise, jedoch aus anderen Gründen, wie bei der zuletzt beschriebenen zweiten Kettendampfergattung) damit begnüge, dasselbe blos über einen Theil des Trommelumfanges hinziehen zu lassen. Dabei muß dieser Umfang so beschaffen sein, daß zwischen ihm und dem Seile eine Reibung oder, richtiger gesagt, Klemmung entsteht, welche stark genug ist, dem Seile die nöthige Stütze für den auszuübenden Zug zu bieten.

Zu diesem Behufe dient bei den die Maas in Belgien befahrenden Seilschiffen die von dem Maschinenfabrikanten Fowler construirte Klappenrolle (nach dem Erfinder „Fowler’s Clip-drum" benannt), — eine Seilscheibe, deren Kranz durch eine doppelte Reihe beweglicher Klappen aus Hartguß gebildet wird, welche um kleine Stahlachsen drehbar sind und zwischen sich eine Rinne bilden.

Beim Durchgange des Seiles durch die letztere werden die Klappen nach unten zu auseinander gedrängt, wogegen ihre Obertheile näher aneinander rücken, einen Druck auf das eingelegte Seil ausüben und dieses momentan festhalten.

Verbindet man die Klappenrolle mit einem Schiffe und setzt sie, nachdem ihr das in den Fluß versenkte Kabel aufgelegt ist, in Bewegung, so klammern die mit dem Seile in Berührung kommenden Theile ihres Umfanges sich an das Seil an und schieben solchergestalt sich und mit sich das Schiff vorwärts.

Dabei ist die Anordnung des Zugsapparates an dem zuerst aufgestellten Maasschleppschiffe, nach der in den meisten Staaten Europa's — sowie in Nordamerika — patentirten Einrichtung der Herren Oscar Baron de Mesnil und Max Eith,, folgende:

Die Klappenrolle a von 2 Meter Durchmesser ist an der äußeren Schiffswand, in der Mitte der Schiffslänge, derart befestigt, daß ihre Achse ungefähr in der Höhe des Verdeckes liegt. Sie steht mit einer Dampfmaschine von nominellen 14 Pferdekräften in Verbindung.

Das in ihre Rinne eingelegte, sich an die obere Hälfte des Rollenumfanges anschließende Drahtseil s fällt zu beiden Seiten fast vertical ab und wird durch zwei links und rechts von der Klappenrolle a, aber etwas tiefer als diese, angebrachte Hauptleitrollen b dem Vorder- und Hintertheile des Schiffes zugeführt.