Seite:Das Archiv für Seewesen Band 5 Heft X 1869 S479.png

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zuwendet; — daß namentlich den vorhandenen Schifffahrtseinrichtungen gegenüber die äußerste Rücksicht wird beobachtet werden müssen, um den Widerstand zu bewältigen, den das Bestehende naturgemäß jeder Neuerung entgegenstellt; — und daß endlich auch die Eigenthümlichkeiten und der Zustand unserer Flüsse dem Unternehmen technische Schwierigkeiten der ernstesten Art bereiten werden.

Untersucht man, — um sich die letzteren klar zu machen, — die Bedingungen, denen die Flüsse zu entsprechen haben, wenn eine gedeihliche Entwicklung der Ketten- oder Seilschifffahrt auf denselben zu gewärtigen sein soll, so gelangt man zu folgenden Schlüssen:

Die Touage (in der einen oder der anderen Form) wird für die Bergfahrt, welche zu cultiviren sie wohl vorzugsweise berufen fein dürfte, anstatt des Schiffszuges mit Pferden, überall dort anwendbar sein, wo überhaupt die Schifffahrt mit Dampfern von geringerem Tiefgange möglich ist; und sie wird in derlei Fällen ihrer Anwendbarkeit den flußaufwärtigen Transport nicht nur, gleich den gewöhnlichen Dampfern, von den Leinpfaden und der Unterbrechung derselben durch Seitengerinne, sondern auch von dem Wechsel der Wasserstände und den Witterungseinflüssen unabhängig machen.

Sie wird, gegenüber der gewöhnlichen Dampfschiffahrt zu Berg, um so glänzendere Resultate erzielen, je heftiger die Strömung ist und je schwerer die Dampfer sie überwinden.

Sie wird dagegen unter den Unregelmäßigleiten des Flußlaufes mehr als die übrige Dampfschifffahrt zu leiden haben; insbesondere werden ihr bedeutende Flußkrümmungen, rasch auf einander folgende Erhöhungen und Vertiefungen, so wie überhaupt alle Unebenheiten und felsigen Vorsprünge der Flußsohle, dann Geschiebsbewegungen, Versandungen, Verschotterungen und Flußbett-Veränderungen viel zu schaffen machen, und sie wird sich um so günstiger gestalten, je weniger ihr derartige Vorkommnisse in den Weg treten. Nun treffen zwar bei den wichtigeren österreichischen Flüssen die beiden ersten Voraussetzungen in reichlichem Maße zu; dagegen kann die vollständige Beseitigung der aus den Flußzuständen erwachsenden Erschwernisse wohl noch für lange Zeit nicht in Aussicht gestellt werden; denn wenn auch behufs der Regulirung der österreichischen Flüsse im Allgemeinen bereits außerordentlich viel geschehen ist, — wie dies ein einziger Blick auf die älteren und auf die neueren Flußkarten überzeugend darthut, — so sind doch diesfalls noch immer der Zukunft riesige Leistungen vorbehalten, und die Längenausdehnung der österreichisch-ungarischen Wasserstraßen (von denen auf die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder allem circa 400 Meilen entfallen), so wie die Natur der bloß Schritt für Schritt, unter steter Abwehr des Elementes ausführbaren Correctionen selbst, machen es einleuchtend, daß letztere in ihrer Gesammtheit nur das Werk von Generationen sein können.

Den Touage-Unternehmungen stehen in dieser Hinsicht jedenfalls Kämpfe bevor.

Sie werden in vielen Flußstrecken durch Einschränkungen ihres Betriebes den bestehenden Verhältnissen Opfer bringen, — in manchen anderen selbst Hand anlegen und sich die Möglichkeit ihres Bestandes durch Baggerungen, Sprengungen, Schutzbauten etc. sichern müssen, wie dies die Dampfschifffahrts-Compagnien ja auch gethan und noch thun. — Dagegen können sie dort, wo sie darauf angewiesen sind, die Hilfe des Staates, des Landes oder einzelner Corporationen für sich in Anspruch zu nehmen, mit Recht geltend machen, daß die für die Touage erforderlichen Vorkehrungen eben keine anderen seien, als jene, welche zur Herbeiführung eines geregelten Flußzustandes überhaupt unerläßlich sind; daß ferner die Ketten- und Seilschiffe,