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teures Andenken aufbewahrte, um ihn dir einst übergeben zu können. Ich kenne seinen Inhalt so genau, daß ich ihn dir nicht vorzulesen brauche, sondern aus dem Gedächtnis die Erlebnisse der beiden schildern kann. –

Durch einen befreundeten Kaufmann, dessen Handelsbeziehungen ihn auch mit den Neigungen der eingeborenen Fürsten Indiens bekannt gemacht hatten, war dein Vater auf die Idee gekommen, den blauen Diamanten einem jener oft märchenhaft reichen Radschas anzubieten. Da er den Stein jedoch keinem Menschen, selbst deinem Onkel nicht anvertrauen wollte, so wurde verabredet, daß beide zusammen nach Indien reisen sollten. In Kalkutta angelangt, hörten sie von dem Radscha Sorahmatra von Sadani, der ein eifriger Sammler besonders seltener Edelsteine sei. Durch einen Vermittler, einem höheren Beamten der indischen Regierung, traten sie mit jenem Fürsten in Unterhandlung und folgten arglos einer Einladung auf seine in der Nähe der Hafenstadt Madras an der Küste gelegene Burg. Hier wurden sie jedoch, nachdem der Radscha den Stein gesehen hatte und man auch über den Preis einig geworden war, in einer Nacht heimlich in ihren Schlafgemächern überfallen, geknebelt und in ein tiefes Verließ geschleppt, wo sie bei kärglicher Nahrung über zehn Jahre zubrachten. Nur selten durften sie in einem kleinen, rings von hohen Mauern umgebenen Hofe einige Stunden frische Luft schöpfen. Und da ihnen diese Erholungsstunden stets zu derselben Zeit gewährt wurden und ihr Wärter,

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/10&oldid=- (Version vom 30.6.2018)