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Winter trocknete den Kristall mit einem weichen Tuche vorsichtig ab.

„Eigentlich kaum zu glauben,“ sagte er kopfschüttelnd, „daß diese fast taubeneigroße Masse die Speiseröhre so glatt passiert hat. Außerdem – sehen Sie her, Kollege – der eigentliche Stein ist von einer harten, gipsartigen Masse fast vollkommen umgeben.“

Er zerbröckelte die Umhüllung. Ich hörte, wie die Stücke zu Boden fielen. – Sie waren an das offene Fenster getreten, und jetzt, wo die Sonne den Stein traf, schossen leuchtende Strahlenbüschel aus ihm hervor, funkelte er in so intensivem Feuer, daß die beiden Ärzte einen Aufruf des Erstaunens nicht unterdrücken konnten. Wie hypnotisiert starrten sie mit vorgebeugten Köpfen auf diese Lichtgarben, die in Sprengels Hand aufflammten und auch mir auf meinem Lager beinahe die Augen blendeten.

„Ähnliches habe ich noch nie gesehen!“ rief Winter ganz begeistert. „Man möchte den Stein wirklich für einen Diamanten halten!“

Jetzt konnte ich plötzlich auch die letzten Wirkungen des Rauschzustandes mit einem Male abschütteln. Der heiße Wunsch, den Stein, dem ich jahrelang nachgejagt war, endlich als mein sicheres Eigentum in die Hand nehmen zu können, besiegte das Schwächegefühl.

„Geben Sie mir den – den Kristall!“ stieß ich vernehmlich hervor.

Die beiden Ärzte fuhren herum.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/108&oldid=- (Version vom 30.6.2018)