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Ich weiß nicht, wie lange es mir noch vergönnt ist, hier auf Erden zu weilen. Ich bin auf alles vorbereitet. Mein Testament wird vielen Armen und Kranken Genesung bringen, wird auch Sprengel überraschen, der meinen wahren Namen noch immer nicht kennt. – – – – – –

Gestern empfing ich einen Brief von Doktor Schusterius, der nach wie vor seinem Herrn, dem gütigen Radscha Artasa von Brolawana, in Treue weiter dient. Ihm habe ich auch eine letzte Nachricht über Sarka-Mana und Dama-Schenk, die beiden Fakire, zu verdanken. Ich lasse den betreffenden Teil jenes Briefes hier wörtlich folgen, bei dessen Lektüre ich kopfschüttelnd dachte, daß dieses Riesenreich dem nüchternen Europäer doch stets aufs neue die grauenvollsten Geheimnisse darbietet.

„– – – – Und nun, lieber Herr Sander, muß ich Ihnen noch über ein Erlebnis berichten, das auch Sie stark interessieren dürfte. Dieses Abenteuer hat eine kleine Vorgeschichte, die ich des besseren Verständnisses halber hier einfügen will. Sie wissen, wie schwer es den Engländern geworden ist, in ihrem unermeßlich großen indischen Kolonialbesitz mit seinen 300 Millionen Einwohnern all die Jahrhunderte alten Sitten und Gebräuche auszurotten, die dem verfeinerten Kulturempfinden des Europäers als blutige Greuel erschienen. Eine dieser nur schwer zu beseitigenden Einrichtungen war ja z. B. die der Witwenverbrennung, die trotz der schweren Strafandrohungen

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/119&oldid=- (Version vom 30.6.2018)