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Weiteres vermochte der abtrünnige Brahmane nicht anzugeben, da er das ‚Tal der Toten‘ selbst noch nicht gesehen hatte und Leute, die in jene Schlucht verbannt würden, lebend niemals wiederkehrten.

Kelburne, ein intimer Freund meines Herrn, schenkte diesem Bericht zunächst wenig Glauben, erstattete aber doch an seine vorgesetzte Behörde nach Kalkutta eine eingehende Meldung. Daraufhin wurden ganz im geheimen weitere Nachforschungen angestellt. Aber alle Versuche, Näheres über das ‚Tal der Toten‘ zu erfahren, scheiterten an der Verschwiegenheit der Eingeweihten. Zwei Monate später fand man dann eines Morgens in Jaipur vor dem Palaste des Residenten jenen Brahmanen erdrosselt auf. Der oder die Mörder wurden nie entdeckt. Trotzdem ahnte der Resident, daß hier nur ein Racheakt der Brahmanen-Sekte vorliegen könne, die inzwischen von dem Verrat ihres Genossen Kenntnis erhalten haben mußte. Mit allem Eifer setzte er nun seine Nachforschungen weiter fort, wobei er keine Gelegenheit vorübergehen ließ, um über die diesem Gerücht fraglos zugrunde liegenden Tatsachen Aufschluß zu erhalten. Unter anderem sicherte er auch einem älteren Brahmanen, der wegen eines Mordes zum Tode verurteilt worden war, Begnadigung zu, falls dieser über das ‚Jenseits auf Erden‘ genaue Auskunft geben würde. Der Brahmane blieb zunächst standhaft. Am Morgen des für die Hinrichtung bestimmten Tages ließ er jedoch den Residenten

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Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/121&oldid=- (Version vom 30.6.2018)