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Widerstand meiner geliebten Mutter zu besiegen. Ich wußte nur zu gut, wie schwer sie mich von sich lassen würde, wenn ich zu diesem Zwecke in die Fremde ziehen wollte, da sie schon den geliebten Gatten des Unglücksteines wegen verloren hatte. Auf meine Bitte hin begleitete Erich mich nach Halle. Ich will über diese Tage, in denen wir beide mit allen Überredungskünsten meiner Mutter Angst zu beschwichtigen suchten, über all die Tränen, die die einsame Frau aus Sorge um mich vergoß, schnell hinweggehen. Schließlich gab sie nach. Der Abschied war herzzerreißend. Und es sollte ein Abschied auf ewig sein. – – –

Am 15. November 1901 langten wir nach einer glücklichen Überfahrt auf dem deutschen Passagierdampfer „Phönix“ in der bedeutenden, an der Koromandelküste gelegenen Hafenstadt Madras an. Absichtlich hatten wir diesen Umweg gemacht, da wir uns, bevor wir nach unserem zukünftigen Wohnsitz Kalkutta gingen, zunächst einmal Sadani, die Residenz des Radschas Sorahmatra, ansehen wollten.

In Madras stiegen wir im Hotel Antwerpen ab und waren aufs freudigste überrascht, als der Portier, der wohl nach unserer harten Aussprache des Englischen in uns Deutsche vermutete, uns sofort in unserer Muttersprache begrüßte. Er war ein geborener Züricher, der schon zehn Jahre in Madras wohnte. Wir erhielten zwei Zimmer im Hochparterre angewiesen, große, luftige Räume, deren Fenster nach dem in üppigster Pracht tropischer Gewächse blühenden Hotelgarten hinauslagen.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/19&oldid=- (Version vom 30.6.2018)