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das muß man sagen. Ich habe dir fast das Handgelenk ausgerenkt, bevor ich dich munter bekam.“

Jetzt erst bemerkte ich, daß meines Freundes von der Tropensonne und der langen Seereise stark gebräuntes Gesicht geisterbleich war. Auch in seinen Augen lag noch ein Ausdruck so wilden Entsetzens, daß ich augenblicklich völlig wach war.

„Was gibt’s? Wie siehst du denn aus, Erich!“ stieß ich hervor, schnell das Netz abstreifend.

„Wie einer, der soeben zwei Huartas[* 1] mit diesem Stocke erschlagen hat,“ erwiderte er leicht zusammenschaudernd und hob dabei sein in Sadani gekauftes, reich geschnitztes Bambusrohr in die Höhe.

„Huartas?“ Ich begriff nicht sofort die ganzen Schrecken, die in diesem einen Worte lagen.

„Ja, Huartas. Zwei ausgewachsene Exemplare sogar. – Dort liegen sie. Und er wies mit dem Stock nach der Tür.

Mit einem Satze war ich aus dem Bett. Die gelbgrünen Schlangenleiber, die dort regungslos übereinanderlagen, sah ich im Lichte der von Erich eingeschalteten hellen Deckenbeleuchtung nur zu genau.

Mein Freund stand noch immer vor mir und blickte suchend im Zimmer umher.

„Vielleicht hat man uns noch mehr von dem Gewürm ins Zimmer geschmuggelt,“ meinte er dann und schaute vorsichtig in jede Ecke und auch unter die Schränke und den großen Waschtisch. Bei

  1. Kleine, äußerst giftige Schlangen von einer Länge bis zu einem Meter.
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/25&oldid=- (Version vom 30.6.2018)