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intelligente Züge bei meiner wohlgesetzten Rede ein leises Lächeln.

„Sie irren, Herr Sander, Mankassa ist keiner der Söhne meines Herrn, sondern – fast könnte man sagen – ein viel, viel wichtigerer Zubehör unseres Staates, nämlich der weit und breit berühmte, von allen Hindus wie eine hohe Gottheit verehrte, heilige weiße Elefant – das Kleinod von Brolawana. Er wurde dem Vater des jetzigen Radschas von einem frommen Brahmanen vor ungefähr vierzig Jahren zum Geschenk gemacht, mit dem Bedeuten, daß in dem Körper des Tieres die Seele des Begründers der Fürstendynastie von Brolawana wohne. Wie Ihnen wohl bekannt sein dürfte, ruht der Schwerpunkt der brahmanischen Religion in der Lehre von der Seelenwanderung, die die Seelen der verstorbenen Gläubigen je nach ihren Taten in den Leibern höherer oder niederer Tiere wieder auferstehen läßt. Die Vorfahren meines Herrn gehörten nun – Radscha Artasa ist freilich schon bedeutend aufgeklärter – zu den fanatischsten und gläubigsten Anhängern des Brahmanismus. Daher wurde für Mankassa, dessen Haut eine auffallend helle, weißgraue Färbung besitzt, die man nur sehr, sehr selten bei Elefanten findet, in dem Garten des fürstlichen Palastes ein besonderes, mit wahrhaft verschwenderischer Pracht ausgeschmücktes, tempelartiges Gebäude errichtet, in dem der heilig gesprochene Elefant mit einem ganzen Hofstaat von Priestern, Wärtern, Fütterern und Fliegenabwehrern hauste. Sehr bald verbreitete sich der Ruf

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Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/32&oldid=- (Version vom 30.6.2018)