Seite:Das Auge des Brahma.pdf/55

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Erich, der vor mir am Tische saß, meine Worte an. Jetzt, wo sein Gesicht von dem Schein der Lampe so scharf beleuchtet wurde, bemerkte ich den Ausdruck eines schweren Seelenkampfes auf seinen Zügen. Und da überkam mich plötzlich ein tiefes Mitleid. Warm legte ich ihm die Hand auf die Schulter.

„Erich, folge meinem Rat! Mach dich frei von diesem Mädchen, sobald als möglich, und fliehe irgendwohin, wo du Zerstreuung, Ablenkung findest! Glaube mir: dein Leben ist in Gefahr! In den unheimlichen Augen des alten Fakirs war nichts Gutes zu lesen.“

Da sagte er mit dumpfer Stimme:

„Denke von mir, was du willst. Ich kann von Lundja-Mana nicht lassen, ich kann nicht, ich kann nicht!“ Und ein verzweifeltes Stöhnen war der Nachhall seiner trostlosen Worte.

Der da vor mir am Tische saß, stellte nur noch eine klägliche Ruine des einst so schaffensfrohen, frischen Mannes dar. Unendliches Erbarmen machte mir das Herz weich. Aber ich schwieg. Eins jedoch stand bei mir fest: am nächsten Morgen würde ich meinen armen Freund, wenn es auch gewaltsam geschehen müßte, mit mir nach Baxar nehmen und ihn dort einem Nervenarzt übergeben. Denn daß Erichs Geist nicht mehr normal sein konnte, hatte mir diese Ansprache nur zu deutlich gezeigt.




Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/55&oldid=- (Version vom 30.6.2018)