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1. Kapitel.

Ich wurde als einziges Kind des Antiquitätenhändlers Leopold Sander im Jahre 1875 in Leipzig geboren. Meinen Vater habe ich nie gekannt. Wie meine Mutter mir als kleinem Jungen erzählte, sollen er und sein Bruder Heinrich, mit dem er das Geschäft gemeinsam betrieb, auf einer Seereise verschollen sein. Meine ersten Kindheitserinnerungen zeigen mir ein altes, baufälliges Haus, in dessen Parterreräumen meine Mutter, eine blasse, stille Frau, die seinerzeit sehr angesehene Handlung mit Hilfe eines langjährigen Buchhalters weiterführte. Dann wurde das Geschäft verkauft, und wir zogen nach Plagwitz hinaus. Ich besuchte das Gymnasium und bestand mit achtzehn Jahren das Abiturientenexamen, ging dann nach Dresden und studierte an der Technischen Hochschule Ingenieurwissenschaften, vornehmlich Eisenbahnbau. Dort lernte ich Erich Kiselowsky kennen, den ich, da uns das gleiche Studium in den Hörsälen häufig zusammenführte, bald trotz – oder besser – wegen seiner bisweilen fast verletzenden Offenheit und Ehrlichkeit

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/6&oldid=- (Version vom 30.6.2018)