Seite:Das Auge des Brahma.pdf/76

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möglichst gemieden wurde. Uns stand ein großes, flaches Boot zur Verfügung, so daß wir auch unsere Pferde mitnehmen konnten. Wir fanden das langgestreckte, niedrige Wellblechgebäude unversehrt vor. Die Tür war mit einem Vorhängeschloß fest verschlossen. Schon wollte ich mit dem Schlüssel öffnen, damit wir das Innere durchsuchen konnten, als Hasso, den ich heute auch mitgenommen hatte, auf der anderen Seite der Insel plötzlich in ein klägliches, ganz eigentümlich klingendes Geheul ausbrach, das nicht verstummen wollte.

„Kommen Sie!“ sagte da mein Gefährte kurz. „Ich kenne diese Art von Hundegeheul. Hasso hat fraglos eine menschliche Leiche gefunden.“

Durch dichtes Gestüpp mußten wir uns den Weg bis zu jener Stelle bahnen, zu der uns des Tieres langgezogene, jämmerliche Töne hinführten. Und Dr. Schusterius hatte das Richtige vermutet. Zwischen blühenden Blumen, die Hände unterm Kopf verschränkt, mit friedlichem Lächeln, als ob sie schliefe, lag dort Lundja-Mana, die Enkelin des Fakirs.

In ihrem Herzen aber steckte, bis zum Heft hineingetrieben, ein langes Messer.

Erschüttert standen wir eine Weile wortlos vor diesem rührenden Bilde. Dann sagte mein Landsmann, trübe vor sich hinnickend:

„Also auch sie hat büßen müssen! Armes, braunes Kind! Deine Liebe zu dem weißen Sahib ist dir wirklich teuer zu stehen gekommen. – Und Sie, lieber Freund, verstehen Sie jetzt die volle Bedeutung

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/76&oldid=- (Version vom 30.6.2018)