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Bedeutung der Eintritt in mein fünfundzwanzigstes Lebensjahr für mich erhalten sollte, ahnte ich noch in keiner Weise, als mich der Schnellzug von Hamburg aus meiner Vaterstadt entgegenführte. –

An meinem Geburtstagsabend war’s, ich besinne mich auf jene Stunde noch so genau. Auf dem Tische brannte die Lampe. Die Mutter saß in einem alten, bequemen Korbstuhl, und vor ihr lagen mehrere vergilbte Blätter, über die sie oft zärtlich mit der Hand hinstrich.

„Du bist jetzt in das Alter gekommen,“ begann sie wehmütig, „in dem du nach dem Willen deines Vaters in das Geheimnis unserer Familie eingeweiht werden sollst. Du wirst dieses Geheimnis bewahren, wie ich es bisher getan habe. Einen Nutzen bringt dir die Kenntnis der Schicksale deines Vaters nicht. Ich bitte dich sogar, niemals den Versuch zu machen, dich an jenen zu rächen, die uns Unrecht zufügten. Überlasse die Vergeltung einem Mächtigeren.

Ich habe dir oft erzählt, daß dein Vater, um für das Geschäft seltene Antiquitäten einzukaufen, häufig größere Reisen unternehmen mußte, die ihn in alle Gegenden Europas führten. Im Frühjahr 1847 kam er dabei auch in ein Bauernhaus im Elsaß, dessen Eigentümer, wie man ihm gesagt hatte, verschiedene altertümliche Schmuckgegenstände besaß. Unter diesen fand er einen blauen Stein, der mit seiner echt goldenen Fassung anscheinend aus einem Diadem gewaltsam herausgebrochen war. Er kaufte ihn für eine verhältnismäßig geringe Summe. Als

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Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/8&oldid=- (Version vom 30.6.2018)