Seite:Das Auge des Brahma.pdf/81

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Als nun bekannt wurde, daß das größte Heiligtum der Mallak, eben jener Bergkegel Para-Dschala, der neuen Eisenbahnlinie zum Opfer fallen sollte, wurden die äußerst kriegerischen Angehörigen dieses Volkes von ihren Priestern aufs schlimmste aufgewiegelt, und ganz plötzlich begann ein offenbar sehr gut organisierter Widerstand gegen die Fortsetzung des Bahnbaues. Die Belästigungen durch die Mallak nahmen schließlich derart überhand, daß Militär herbeigeholt werden mußte, um uns gegen die Mordgier der Eingeborenen zu schützen. Trotzdem sollte für uns mit dem ersten Meißelschlag, der in den Fels des heiligen Berges getrieben wurde, eine Zeit unausgesetzter Schrecken ihren Anfang nehmen. Keine Woche verging, in der wir nicht ein paar Arbeiter durch heimtückische Kugeln verloren hätten. Wir lebten wie im Kriege, nur daß wir von unsern Gegnern höchst selten etwas zu sehen bekamen. Die wildzerklüftete Beschaffenheit des Sinpau-Gebirges kam unseren fanatischen Feinden sehr gelegen. Da gab es Schleichwege, von denen wir keine Ahnung hatten, weite, unterirdische Höhlengänge, in denen die meuchlerischen Schützen wie Gespenster verschwanden. Das uns jetzt reichlich zugeteilte Militär half wenig. Am Tage hielt es uns die erbitterten Mallak wohl vom Leibe. Kam die Nacht, so begannen die Schrecken. Schüsse knallten hier und dort. Dann ward es wieder still. Eine Bewegung im Lager. Man brachte einen Arbeiter, der plaudernd neben einem Posten draußen gestanden hatte und von einem Geschoß niedergestreckt worden war. Zwei

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/81&oldid=- (Version vom 30.6.2018)