Seite:Das Auge des Brahma.pdf/88

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Ein halbes Jahr mußte ich mindestens noch völlig ausspannen, bevor ich die alte, körperliche Frische erlangt haben würde. So begannen sich denn meine Gedanken langsam wieder mit dem blauen Edelstein zu beschäftigen, der jetzt auch meinem armen Freunde das Leben gekostet hatte. – Wären wir nicht nach Indien gegangen, wäre nie diese Sucht nach Reichtum in meinem Herzen entstanden! Mein Leben hätte ich dann in der alten Heimat in ruhiger Beschaulichkeit fortgesetzt, hätte den Freund mir erhalten, der jetzt auf der Insel im Flusse neben dem braunen Fakirkinde ruhte! Was halfen all die Vorwürfe – nichts – nichts! Und – wäre es nicht von mir geradezu energielos und ein Zeichen von Charakterschwäche gewesen, wenn ich jetzt ein Unternehmen, das schon soviel Opfer gekostet hatte, aufgab, zumal die Verhältnisse sich schon sehr zu meinen Gunsten verschoben hatten …? – Radscha Sorahmatra war tot, ebenso der unheimliche Verfolger, den er mir nachgehetzt hatte. Ich besaß ein kleines Kapital, von dem ich bequem einige Zeit leben und mich daher meiner Aufgabe völlig widmen konnte. Zudem hatte die Krankheit mein Aussehen so verändert, daß mich niemand so leicht wiederzuerkennen vermochte und ich ruhig wagen durfte, nochmals nach Sadani zu gehen und die Versuche zur Erlangung des Diamanten von neuem aufzunehmen. Freilich – im übrigen erschwerten noch dieselben Hindernisse wie damals, als wir von Madras aus den resultatlosen Ausflug nach Sadani machten, die Durchführung meiner Pläne. Das verhehlte ich mir

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Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/88&oldid=- (Version vom 30.6.2018)