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keineswegs. Und doch ließen sich all diese Gedanken aus meinem Ideenkreise nicht mehr verdrängen. Endlich, nach langem Zögern, kam ich zu einem Entschlusse und ging dann auch sofort an die Verwirklichung meiner Absichten.

Ich beantragte telegraphisch bei meiner Firma unter Verzicht auf mein Gehalt einen längeren Erholungsurlaub, der mir auch umgehend gewährt wurde. Sodann reiste ich nach herzlichem Abschiede von dem Radscha, van Straaten und Dr. Schusterius nach Kalkutta ab. Als ich mir hier auf dem Postamt inzwischen vielleicht aus der Heimat eingetroffene Briefe abholen wollte, wartete meiner eine neue, traurige Überraschung. Meine Mutter war gestorben, – einsam, verlassen, während ich in wilden Fieberdelirien im Schlosse von Brolawana lag. So stand ich jetzt ganz allein da, hatte niemand mehr auf der weiten Welt, niemand. – Nachdem ich die erste dumpfe Trauer überwunden hatte, gedachte ich sofort nach Europa zurückzukehren. Die Sehnsucht trieb mich an das Grab der Frau zu eilen, deren stille Herzensgüte meine Jugend so reich gemacht hatte. Es kam anders. Im deutschen Klub in Kalkutta hörte ich zwei Tage später – ich mußte so lange auf den fahrplanmäßigen Dampfer warten – von einem mir bekannten deutschen Schiffskapitän, der mit mir über freigewordene Anstellungen im Gebiete des indischen Kaiserreichs sprach, daß der junge Radscha Matasana von Sudani für seine Privatjacht einen Maschineningenieur suchte, der auch zugleich imstande sei, die

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Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/89&oldid=- (Version vom 30.6.2018)