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9. Kapitel.

In einer dunklen Nacht stiegen dann der Fürst, Askari und ich in die Gewölbe hinab, nachdem Matasana die beiden ständigen Wachen fortgeschickt hatte. Was ich damals geschaut, wird wohl selten einem gewöhnlichen Sterblichen vergönnt sein. Ich hatte schon immer von dem unermeßlichen Reichtum meines Herrn sprechen hören, aber was meine Augen bei dem Schein unserer hellen Azetylenlampen in Schränken und Truhen aufblitzen, funkeln und gleißen sahen, übertraf alle meine Vorstellungen. Lange Zeit habe ich wie betäubt dagestanden, keines Wortes mächtig. Dann kam es wie ein Fieber über mich, meine Hände bebten, auf die Stirn trat mir kalter Schweiß. Meine Gedanken jagten sich, neue Pläne durchzuckten mein Hirn.

Da fühlte ich den Blick Matasanas, der durchdringend auf meinem bleichen Gesicht zu forschen schien. Ich nahm mich zusammen, zwang mich unter Aufbietung meiner ganzen Energie zur Ruhe. Aber dennoch führte ich wie im Traume des Fürsten Anordnungen aus. Er hatte einen eisernen Schrank von alter indischer Schmiedeart geöffnet und reichte uns wortlos die kleinen, aus Ebenholz gefertigten Kästchen zu, in denen[1] die wertvollen Steine aufbewahrt wurden. Askari und ich legten sie ebenso wortlos in die Lederkoffer. – – –

Am Morgen bereits machte die „Godawari“ seeklar, und bald befanden wir uns auf dem offenen Meere, steuerten Kalkutta zu. – – –


  1. Vorlage: den
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/95&oldid=- (Version vom 30.6.2018)