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Am Abend des zweiten Tages war’s. Wir kreuzten gerade in der Bai von Bengalen gegen einen böigen Nordost auf, als ich dem Inder in die Fruchtlimonade, die er regelmäßig zu trinken pflegte, ein unschädliches Schlafmittel mischte. Dann stieg ich an Deck, um die Wachen zu revidieren, und kam erst nach einer Viertelstunde wieder nach unten. Askari lag auf dem Diwan, auf dem er die Nächte, nur eingehüllt in eine dünne Decke, zubrachte, neben ihm aber standen wie immer die beiden braunen Lederkoffer.

„Ich bin müde, Kramer,“ sagte er noch wie erklärend. „Die Seekrankheit hat mich doch sehr angegriffen.“

Bald war er fest eingeschlafen. Ich wartete eine halbe Stunde und horchte auf die regelmäßigen Atemzüge des alten Mannes. Dann begann ich ihn zu rütteln. Er schlief aber wie ein Toter und murmelte auf meine Anrufe nur unverständliche Worte vor sich hin.

Eine starre Ruhe war über mich gekommen. Ohne Hast führte ich meinen Plan weiter aus. Ich hatte mir alles genau überlegt. Nachdem ich die Kajütentür verschlossen und die Oberlichtfenster dicht verhängt hatte, nahm ich Askari vorsichtig die kleinen Schlüssel zu den Patentschlössern weg, die er an einer Schnur um den Hals trug, öffnete die Koffer und durchsuchte die kleinen Ebenholzkästchen, die durch einen Druck auf einen Perlmutterknopf aufsprangen.

Endlich fand ich den blauen Diamanten – mein Eigentum! Er lag auf einem Bett von weißer

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/96&oldid=- (Version vom 30.6.2018)