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Das Ausland. 1,2.1828

Geographie u. s. w. betrafen, als der Herausgeber anzeigt, daß sie aufgehört habe, wobei er jedoch die Hoffnung ausdrückte, daß sie vielleicht wieder hergestellt werde.

Das seit längerer Zeit erscheinende Wochenblatt, Sydney Gazette and New-South-Wales Advertiser ist eine Regierungszeitung, welche durch die Hände des Kolonialsekretärs in’s Publikum kommt. Hobarttown, die Hauptstadt von Vandiemensland, 1823 eine Stadt von ungefähr 600 Häusern mit 3500 Einwohnern, beginnt wie Sydney die Wohlthaten der Presse zu erfahren. Die Hobarttown Gazette erscheint seit mehreren Jahren jeden Freitag; neu ist zu Port Dalrymple die Tasmanian Gazette. Der Tasmanian Almanack for 1825 darf, was den Styl betrifft, jedem ähnlichen Producte in Großbritannien an die Seite gestellt werden. Aus diesem Almanach ersehen wir, daß, ausser seiner Bank, Vandiemensland folgende Institutionen besitzt: die australische Gesellschaft (the Australian Company) errichtet den 31. Oct. 1822; die Ackerbaugesellschaft (Agricultural Society) 1821; die Gesellschaft der Künste (Society of Arts); die Hülfs-Bibelgesellschaft (Auxiliary Branch Bible Society) 1819; die Westleyanische Neben-Missionsgesellschaft (Wesleyan Branch Missionary Society) 1823. Aus derselben Quelle ersehen wir, daß die Kolonie zu Hobarttown und auf andern Theilen der Insel 5 öffentliche Branntweinbrennereien, 11 öffentliche Brauereien, 1 Seifen- und Salz-Manufaktur, 1 Hutmanufaktur, 1 Leim- und Pergament-Manufaktur, 3 Gerbereien besitzt.

Auf Neusüdwallis hält die Zunahme des Viehstands mit der Bevölkerung gleichen Schritt. Die Kolonie, welche 1810 an Pferden 1114, an Hornvieh 11,276, an Schafen 34,550, an Schweinen 8992 Stück, und 81,937 Morgen an Weiden, 13,700 Morgen als Ackerland im Besitz hatte, besaß 1821 schon 4,014 Pferde, 68,149 Rinder, 119,777[1] Schafe, 29,042 Schweine, 349,195 Morgen Weide, und 32,271 Morgen Ackerland. Die jetzige Ausfuhr von Landesprodukten nach England, (worunter 1821 181,500 und 1824 schon 383,000 Pfd. Wolle,) beträgt 2,350,000 Fr.; die Einfuhr von da 5,103,000 Franken; die öffentlichen Einkünfte der Kolonie 1,150,000 Franken, der Werth des Grundeigenthums 40,000,000 Fr. Die vier und zwanzig Individuen, welche die Bittschrift an die Regierung um Erlaubniß, Kolonialversammlungen zu halten, unterzeichnet haben, besitzen an angebauten Ländereien, an Gebäuden und Schiffen ein Vermögen von 950,000 Pf., was 200,000 mehr ist als der Werth des Eigenthums der ganzen Bevölkerung im Jahr 1810. – gewiß alles, was man von einer Kolonie erwarten kann, die sich unter so vielen Hindernissen in dieser ungeheuren Entfernung vom Mutterlande bilden mußte. Wenn auch nicht, wie Chateauneuf (De la colonisation des Condamnés et de l’avantage, qu’il y aurait pour la France à adopter cette mesure) meint, Großbritannien, das diese Kolonie in 31 Jahren auf 5,301,023 Pf. St. zu stehen gekommen ist, vielleicht zehenmal so viel erspart hat, weil es 33,000 Verbrecher weniger in England zu unterhalten, zu bewachen, und Gefängnisse für sie zu bauen hatte; wenn auch diese Colonien in sittlicher Hinsicht noch Manches zu wünschen übrig lassen, und dadurch Einwürfen ausgesetzt sind, welche Leute ohne wirkliche Kenntniß der Dinge und der Menschen dagegen erheben könnten; so bleibt als Versuch, das Nützliche mit dem Guten zu vereinigen, Neusüdwallis merkwürdig genug, und eine Regierung, die einem erst in ferner Zukunft sich verzinsenden[2] Unternehmen so große Geld-Opfer zu bringen, und es mit eben so viel Klugheit als Menschlichkeit ausführen wußte, verdient unsere ganze Achtung. Ließe eine Regierung sich von bloßer Philanthropie leiten, so würde sie ohne Zweifel mehr Tadel als Lob treffen, weil sie das wesentliche im politischen, die Interessen, nicht wahrte. Eine Colonisirung von Deportirten, sagt Chateauneuf, ist zu betrachten, als die Gründung eines neuen Volks in einem neuen Lande und in sofern als ein neuer Stapelplatz, der den Manufakturen und Produkten des Mutterlandes eröffnet wird. Genug für den Beifall des Politikers. Der philosophische Gesetzgeber und Moralist haben einen weitern Gesichtspunkt. Man bestraft ein Verbrechen: die Sicherheit, die gestörte Ruhe der Gesellschaft, die verletzte Heiligkeit der Gesetze heischen Genugthuung; aber der Zweck der Bestrafung ist nur halb erreicht, wenn die Besserung des Schuldigen nicht mit bedacht wird. Straft man ohne diese Rücksicht, so macht man den Bestraften zu einem Feind, der beständig bewacht werden muß, weil er mit Gewalt oder List sich an der Gesellschaft rächen will, die ihn ausgestoßen hat. Je grausamer, je entehrender die Strafe ist, die ihm auferlegt wurde, desto unversöhnlicher ist seine Rache. Man weiß, wie viele Verbrechen von Rückfälligen begangen werden, die ungebessert aus den Händen der Gerechtigkeit in die Welt zurücktreten, und wie unbedeutend im Verhältniß zur Bevölkerung die Anzahl von Bösewichtern ist, welche die Gerichtshöfe fortwährend in Athem erhalten, und dem Staat unermeßliche Summen für Rechtspflegen abnöthigt. Die Deportation ist das einzige Mittel, diesem Uebelstande, wo nicht gänzlich, doch theilweise abzuhelfen, ein Mittel, dessen Nothwendigkeit namentlich auch für Frankreich von Tag zu Tag einleuchtender wird.

  1. Auf Vandiemensland ist die Schafzucht stärker; es fanden sich 1821 daselbst 174,178 Stück, den Emancipirten, und 87,390 Stück den freiwillig Eingewanderten gehörig. Mit jedem nach Neuholland abgehenden Schiff werden Schafe von spanischer und sächsischer Race dahin abgeschickt.
  2. Die Zeit des Verzinsens ist nicht mehr fern. Die australische Ackerbaugesellschaft mit einem Kapital von 1,000,000 Pf. in 10,000 Aktien von 100 Pf., 1824 errichtet, welcher die Regierung 1,000,000 Morgen Landes überläßt, unter der Bedingung, die Schafe, Wein- und Oel-Kultur zu befördern, soll das übrige thun. England hofft seinen Bedarf an feiner Wolle, jährlich für 20,000,000 Pf., statt aus Deutschland und Spanien, bald (?) aus Australien beziehen zu können.
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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_165.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)