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Das Ausland. 1,2.1828

„St. Spiridion möge uns beschützen!“ antwortet der Grieche, sich bekreuzend und das Haupt neigend; „wohl ist der Ocean groß, aber meine Kenntniß wird uns, mit Hülfe der gebenedeiten Jungfrau, glücklich hinüberführen.“

„Wo ist das Schloß?“ fragte Ismaïl. „seht Ihr dort jenen weißen Thurm, in der Mitte der hohen Burg, weit hinausragend über alle umliegenden Gebäude, im hellen Scheine des Mondes, dort ist die alte Behausung der Großmeister der tapfern Johanniter, und nun die Wohnung Alexander Ball’s, eines Kriegers wie Ihr, der sich in der Bucht von Abukir gegen den großen Ali Bonaparte geschlagen!“

„Allah ist groß! Ich freue mich ihn zu sehen.“

(Fortsetzung folgt.)


Moorcrofts Reisen.


(Schluß.)

„Auf unserer Reise von Leh nach Kaschmir kamen wir in Berührung mit einer Räuberbande, welche die Nacht vor unserer Ankunft die Gegend von Dias geplündert und verheert hatte; wenn es am Tage nicht stark geschneit hätte, so wären wir wahrscheinlich gleichfalls angegriffen worden. Diese Räuber, obwohl gegen 700 an der Zahl, aber nur schlecht bewaffnet mit Luntengewehren und Schwertern, wagten sich mit den letzteren allein nicht in unsere Nähe. Ihre Gewehre waren im Schnee unbrauchbar, und das Abfeuern von ein Paar Patronen mit unsern trefflichen Flinten war daher hinreichend, sie von uns entfernt zu halten.“

Der letzte Brief ist aus Peschawer vom 15. April 1824 und gibt uns eine sehr anschauliche Vorstellung von der Politik der Beherrscher und von dem Character der Bewohner dieser Gegenden:

„Wir wurden in Kaschmir beinahe ein volles Jahr aufgehalten, in Folge der Intriguen des Fürsten der Punjab, Rundschiet Singh, der unserer Reise jedes mögliche Hinderniß in den Weg legte. Wir reisten von der Hauptstadt von Kaschmir im Juli des v. J. ab, und als wir in das Land der Bumbas, eines von dem Singh abhängigen Stammes, gekommen waren, wurden wir unter dem Vorwande aufgehalten, daß wir einen ungeheuern Zoll nicht gezahlt hätten, von welchem Rundschiet Singh in seinem Passe Mr. Moorcroft befreite, während er insgeheim die Bumbas aufforderte, denselben dessen ungeachtet zu erheben. Moorcroft sagte, wenn nur der gewöhnliche Zoll von ihm gefordert würde, wäre er bereit ihn zu bezahlen, die Ansprüche, die man an ihn mache, wären aber über alles Maaß ausschweifend und unerhört. Darauf erhielt er zur Antwort, wenn er die geforderte Summe nicht zahle, so würde man ihm nicht erlauben, weiter zu reisen. Anfangs überlegte jetzt Moorcroft, ob er nicht seine Reise dennoch fortsetzen und den Angriffen, die auf ihn gemacht werden könnten, Trotz bieten sollte; als er aber erwog, daß unsere Träger aus Kaschmir im Fall eines Gefechtes sogleich die Flucht ergreifen und unserm geringen Gefolge es allein überlassen würden, eine große Menge Waaren in einem gebirgigen Lande zu schützen, wo kein anderes Mittel dieselben fortzubringen vorhanden war, so entschloß er sich, den Vorstellungen der Orts-Behörden von Kaschmir nachzugeben, die uns riethen, umzukehren und einen andern Weg einzuschlagen. Wir kehrten daher nach Kaschmir zurück und waren gezwungen, einen Monat länger hier zu bleiben, um uns Transportmittel für unser Gepäck zu verschaffen. Im August traten wir endlich zum zweiten Male unsere Reise an und kamen auf einem großen Umwege nach Jelum, wo wir wieder einige Zeit aufgehalten wurden, um uns mit Kameelen zu versehen. Gegen das Ende des Septembers verließen wir Jelum und kamen nach Attock, nachdem wir den Fluß gleichen Namens überschritten hatten. Hier warteten wir auf Nachrichten aus Peschawer. Wir hatten indessen kaum einige Tage unser Lager aufgeschlagen, so kamen zwei vertraute Diener von Yar Muhammed Khan, Sirdar von Peschawer, mit dem Auftrage, uns in die Stadt zu geleiten und uns unter Weges jede Unterstützung, deren wir bedürften, zu Theil werden zu lassen.

Wärend unseres Aufenthaltes zu Attock waren wir bemüht, genaue Nachrichten über die Beschaffenheit des Landes einzuziehen, welches wir zu durchziehen hatten, und wir fanden, daß wir Ursache hätten, Feindseligkeiten in dem Gebiete der Khuttuks zu besorgen, deren Häuptling ein Verbündeter von Rundschiet Singh und eben von einer Zusammenkunft mit demselben nach Hause gekehrt war. Unserer Erwartung gemäß erhielten wir, etwa eine Meile von Akora, dem Hauptort der Khuttuks, die Nachricht, daß diese sich vorbereiteten, uns zu plündern. Wir setzten inzwischen unsern Marsch fort, zogen aber, statt durch die Stadt zu gehen, wie unsere Gegner vorausgesetzt hatten, außen bei derselben vorbei und lagerten uns in einer vortheilhaften Stellung unfern von Akora. Als die Khuttuks sich in ihrer Erwartung, uns in der Stadt einschließen und mit aller Gemächlichkeit plündern zu können, betrogen sahen, sattelten sie ihre Rosse, legten ihre Rüstungen an und entschlossen sich uns aufzuhalten, unter dem Vorwande, daß wir die Abgaben defraudirt hätten. Als sie indessen unser Lager sahen, kam ihr Fürst, statt uns anzugreifen, zu uns, und bot, in der Meinung, daß uns seine Absichten unbekannt geblieben wären, Mr. Moorcroft seine Dienste an. Unser Vorposten erlaubte nur den Häuptlingen mit einigen Begleitern zu dem Zelte zu gehen, indeß ihre Leute in einer achtunggebietenden Entfernung gehalten wurden. Die Reiterei gallopirte vor uns herum, drohte mit den Schwertern und schwenkte ihre Lanzen, um ihre Geschicklichkeit zu zeigen und uns Furcht einzujagen. Wir ließen sie dagegen nicht das geringste Zeichen eines Verdachtes erblicken, lobten vielmehr ihre Pferde und sie selbst. Ermüdet und erschöpft durch einen langen Marsch, waren wir sehr zufrieden, als wir sahen, daß sie uns Zeit geben würden, uns zu erfrischen, wenn

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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_259.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)