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Das Ausland. 1,2.1828


Die Seemacht der Vereinigten Staaten von Nordamerika.

Eine Rede im Senate des Kongresses, von Hayne, Senator für Süd-Carolina.

Nachdem die Erfahrung erwiesen hat, daß es die politische Aufgabe der Vereinigten Staaten ist, eine große Seemacht zu werden, so ist keine Zeit zu verlieren, die Hülfsquellen der Nation zur Errichtung einer unsern Bedürfnissen angemessenen Flotte aufzubieten, hinreichend in Friedenszeiten unsern Handel zu schützen, im Kriege das Vaterland zu vertheidigen, die Uebermacht in unsern Gewässern zu behaupten, und im Weltmeer selbst angriffsweise zu verfahren.

Erst seit dem Frieden von 1815 hat dieser Grundsatz allgemeine Anerkennung gefunden; die Acte vom April 1816 ward der Grundstein der Naval-Politik dieses Landes. Sie setzte auf acht Jahre eine Million Dollars jährlich zur Vermehrung der Flotte aus und verordnete den Bau einer Anzahl Linienschiffe und anderer Kriegsfahrzeuge, so daß mit denen, die früher und seitdem gesetzlich bestimmt sind, die Vereinigten Staaten eine Flotte von 12 Linienschiffen, 20 Fregatten, 16 Kriegsschaluppen, 4 Schoonern, 3 Dampfbatterien erhalten werden.

Im Fortschritte der Zeit und der Ereignisse ist der Punkt, den die ersten Beförderer dieser Maaßregel beabsichtigten, erreicht worden, d. h. die Schöpfung einer Flotte, welche, ihrem Zwecke gemäß, uns die Uebermacht an unseren Küsten in Kriegszeiten sichert. Freilich sind diese Schiffe nicht alle vollendet, doch sind sie jetzt in einem Zustande, daß sie im Fall des Ausbruches eines Krieges schnell dienstfähig gemacht werden können, und es ist anzunehmen, daß der Ueberschuß der für diesen Zweck ausgesetzten Summen hinreichen wird, um die noch unvollendeten Schiffe vollends auszubauen. Die Frage ist nun natürlich: Sollen wir dabei stehen bleiben? Sollen wir zugeben, daß sogar die Verwendung einer halben Million Dollars, welche jetzt für die Flotte jährlich ausgesetzt ist, mit diesem Jahre (1827) aufhöre? Oder wollen wir bei der festgesetzten Staatsklugheit beharren, die Geldunterstützung fortdauern lassen, und sie noch ferner für solche Zwecke aufwenden, welche mit der Dienstfähigkeit und dem dauernden Erfolg der Flotte verbunden sind?

Jeder, der auf die Karte der Vereinigten Staaten blickt, wird erkennen, daß die wahre Vertheidigung des Landes durch Gottes Finger angedeutet ist. Festungswerke, stehende Heere und Flotten sind die gewöhnlichen Mittel, ein Land vor den Verheerungen eines feindlichen Einbruches zu schützen. Die Ausdehnung unsers Landes macht die Anlage von Festungswerken unnütz, da diese blos in wenigen bedrohten Punkten Schutz gewähren könnten. Große stehende Heere sind nicht nur ungeheuer kostspielig, sondern auch gefährlich für die Freiheit, und mit den Gesinnungen und der Lebensart unseres Volkes nicht verträglich. In allen solchen Nothfällen müssen wir unsere Zuflucht zu unserer Miliz (Landwehr) nehmen; doch um ihr Zeit zu geben, sich zu sammeln und sich zu waffnen, um nutzlosen Opfern an Blut und Geld vorzubeugen, ist es von höchster Wichtigkeit, die Mittel zu besitzen, welche den Feind an der Schwelle selbst aufhalten, und unsere Buchten, Einfahrten und Städte und alle großen Zugänge, welche in unser Land führen, vor jeder Annäherung desselben sicher stellen. Dies ist der eigentliche Zweck einer Seemacht. Die Kriegsschiffe, welche jetzt den Vereinigten Staaten gehören, würden in Kriegszeiten über 20,000 Mann aufnehmen, Männer, durch ihre Lebensart und ihr Gewerbe in Friedenszeit, für den Dienst, den der Krieg von ihnen fordert, vorbereitet. Die Kauffahrer der Vereinigten Staaten sind mit nicht weniger als 80,000 Seeleuten bemannt, und hätten wir Schiffe, um sie unter erfahrnen, geschickten Offizieren zu gebrauchen, so würden sie uns eine Vertheidigungskraft im Kampf für das Vaterland darbieten, die einer Armee von 100,000 Mann regulärer Truppen gleich wäre. Die Leichtigkeit, womit sich eine Flotte von Ort zu Ort bewegen, die Schnelligkeit, womit sie sich auf irgend einem Punkt vereinigen kann, die Hülfe, welche diese schwimmenden Batterien bei der Vertheidigung der Städte und den Truppen am Ufer leisten – alles erweist, daß eine Flotte das beste Vertheidigungsmittel dieses Landes sey. Sie ist zugleich das wohlfeilste; denn die Gesammtheit der Seeleute, welche unsere Flotten zur Zeit des Kriegs bemannen, werden im Frieden geübt und unterhalten, ohne daß sie einen Heller kosten, und man kann sich jeden Augenblick derselben bedienen, wenn man ihrer bedarf. Wahrlich, wir besitzen eine Streitkraft der besten Art, welche fast nichts kostet, und – was eben so wichtig ist – der Freiheit durchaus nicht gefährlich ist. Stehende Heere haben oft die Freiheit ihres Vaterlandes gestürzt, Flotten aber haben immer zu ihrer Vertheidigung mitgewirkt. Unsere Entfernung von Europa gibt unserer Seemacht auch einen entscheidenden Vortheil bei der Führung eines Vertheidigungskriegs. Eben so brauchbar ist sie zur Beschützung unsers Handels in Friedenszeiten; sie gestattet uns, wenn sie hinreichend gereift ist, Angriffsoperationen gegen einen Feind auf dem Weltmeer selbst, und an unbewachten Küstenpunkten.

(Schluß folgt.)


Uebersicht der neuesten italienischen Literatur.


(Schluß.)

Auf diesem Wege schritten später Perticari und Monti glücklich weiter. Diese Männer waren es auch, welche siegreich die Frage wieder in Anregung brachten, ob denn nicht das ganze schöne Vaterland („das der Appennin begrenzt, und das Meer und die Alpen“) darauf Anspruch machen könne, der Sitz seiner Muttersprache zu seyn, was sonst Toscana und seine Hauptstadt allein sich hatten anmaßen wollen. Sie leiteten die Aufmerksamkeit der Nation auf die Zeiten der selbstständigen lebendigen Entwickelung der Sprache unter der Pflege der großen Geister des 14ten Jahrhunderts zurück, welche die bisherige selbstgenügsame Zeit, in leerem Stolze auf eine erborgte formelle Bildung, vernachlässigt hatte. Wenn gleich bei den mächtigen Aufregungen

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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_279.jpg&oldid=- (Version vom 1.5.2023)