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Das Ausland. 1,2.1828

aufs sorgfältigste die zerstreuten Thon- und Glasscherben auf, als ob es Dinge vom höchsten Werth wären. Nur weniges konnten sie als Gegengeschenk bieten, ausgenommen eine große Anzahl Papageyen, und Baumwolle, an welcher sie Ueberfluß hatten, und wovon sie große Ballen von fünf und zwanzig Pfund für die unbedeutendste Kleinigkeit hinzugeben bereit waren. Sie brachten auch eine Art Brodes, welches ein Haupttheil ihrer Nahrung, und später auch der Spanier ausmachte. Es war aus einer großen Wurzel, Yuca genannt, zubereitet, die sie auf dem Felde bauten. Sie schnitten dieselbe in kleine Stücke, welches sie schabten oder zerrieben, dann in einer Presse zu Kuchen drückten, diese hart werden ließen, wo man sie dann lange aufbewahren konnte, und, wenn man sie essen wollte, in Wasser tauchte. Diese Kuchen waren unschmackhaft aber nahrhaft, obgleich das bei der Zubereitung ausgepreßte Wasser ein tödtliches Gift war. Auch gab es noch eine andere, giftlose, Art von Yuca, welche, sowohl gesotten als geröstet, gegessen wurde.

Die Habgier der Entdecker ward aufs höchste angeregt, als sie kleine Gold-Zierrathen erblickten, welche einige von den Eingebornen in ihren Nasen trugen. Sie vertauschten dieselben aufs bereitwilligste für Glasperlen und Glöckchen, wobei beide Theile über den glücklichen Handel frohlockten, und ohne Zweifel jeder über die Einfalt des andern erstaunte. Da aber das Gold bei allen Endeckungsunternehmungen ein königliches Monopol war, so verbot Columbus jeden Eintausch desselben ohne seine ausdrückliche Genehmigung. Dasselbe Verbot legte es auch auf die Einhandlung von Baumwolle, indem er, wo sich irgend eine größere Quantität davon vorfinden sollte, allen Handel damit der Krone vorbehielt.

Er suchte von den Eingebornen herauszubringen, woher sie dieses Gold bekämen. Sie antworteten ihm durch Zeichen, indem sie nach Süden deuteten; er glaubte zu verstehen, daß dort ein König von so großem Reichthum sey, daß er große Schiffe von Gold besitze. Er nahm also an, daß gegen Süden, gegen Süd-West und Nord-West Land seyn müsse, und daß die Einwohner von letzterm häufig nach Süd-West wanderten, um Gold und edle Steine aufzusuchen, auf ihrem Wege auf dieser Insel landeten, und die Einwohner mit sich wegführten. Mehrere der Eingebornen zeigten ihm ihre Narben von Wunden, welche sie in Treffen mit jenen eingedrungenen Feinden erhalten hätten. Offenbar war der größere Theil von diesen Annahmen eine bloße Folge von Columbus Hoffnungen und Wünschen, denn er stand unter jenem Zauber der Einbildungskraft, der allem seinen eigene Farbe und Lieblingsansicht lieh. Er war überzeugt, daß er zu jenen Inseln gekommen sey, von denen Marco Polo sagte, sie liegen Cathay gegenüber, in der chinesischen See; alles schien mit der von jenen reichen Gegenden gegebenen Erzählung übereinzustimmen. So glaubte er, daß die Feinde, von denen die Insulaner sagte, daß sie von Nord-West kommen, Bewohner des Festlandes von Asien wären, Unterthanen des großen Khans der Tartarei, von denen der venetianische Reisende sagte, daß sie häufige Kriege mit den Inseln führten, und deren Einwohner zu Sklaven machten. Das Goldland im Süden konnte nichts anders als die berüchtigte Insel Cipango seyn, und der König mit seinen goldenen Schiffen war gewiß jener Monarch, dessen prachtvolle Stadt und dessen glänzenden, mit Goldplatten bedeckten Palast, Marco Polo in so verschwenderischen Worten gepriesen hatte. –

Diese Insel nun, welche die erste war, auf welche in der neuen Welt Columbus seinen Fuß setzte, nannten die Eingebornen Guahani. Er selbst gab ihr den Namen San Salvador, während die Engländer sie Katzen-Insel (Cat Island) nannten.“ (Th. I. S. 229–249.)




Irland.[1]

Im Jahre 1639 soll Irland nur eine Million Einwohner gehabt haben, 1754 aber schon zwei, 1800 vier, und 1827 acht Millionen. Das Land hat 32,202 engl. Quadratmeilen, und 11,943,000 Morgen angebauten Landes. Irland hat 4 Provinzen, 32 Grafschaften, 294 freiherrliche Sitze, 2278 Kirchsprengel, 1,142,602 Häuser, deren man 1791 nicht mehr als 702,099 zählte. Es leben darin 1,312,032 Familien; die Anzahl der Individuen männlichen Geschlechts beträgt 3,341,926, weiblichen Geschlechts 3,459,901; von dieser Anzahl beschäftigen sich 1,138,069 mit Ackerbau, 1,170,044 mit Handel und Manufakturen, und 528,702 leben von ihren Einkünften; 16,307 sind Diener und Mägde, und 15,000 werden jährlich wegen Vergehen oder Verbrechen eingesperrt. Die Anzahl der wegen Verrücktheit eingesperrten schätzt man auf 1482. Irland wird im Parlament durch 100 Personen vertreten, die von 210,431 Wählern ernannt werden; der ganze Adel besteht aus 212 Personen, nämlich 1 Herzog, 4 Marquis, 76 Grafen, 48 Vicomtes, 70 Baronen und 4 Pairessen. In Irland sind 5317 Personen als Konstabler mit der Polizei beauftragt. Das Land hat 11,823 Schulen, 338,875 Schüler, 207,793 Schülerinnen. Die Gesammtheit des Werthes vom Privat- und Regierungseigenthum beläuft sich auf 563,660,000 Pf. St., (??) in folgendem Verhältniß: produktives Eigenthum der Privatleute 467,660,000 Pf., nicht produktives 87,000,000 Pf., öffentliches Eigenthum 9,000,000 Pf. In Umlauf sind nur 4,000,000 Pf. baar, und die Dubliner Bank hat 5,000,000 Pf. Papiergeld. Die Privatbanken bringen 2,000,000 Pf. Papiergeld in Umlauf. Die zirkulirenden Wechsel schätzt man auf die Hälfte dieser Summe. Die Einkünfte haben nie die Ausgaben gedeckt; letztere haben bis 20,836,433 Pf. betragen, während die Einkünfte, nach Entrichtung der Einnahmgebühren, sich in den letzten zwanzig Jahren niemals über 7,000,000 beliefen. Die Schuld waar 1716 nur 16,106 Pf., 1762: 223,433; 1794: 1,569,975; 1800: 22,000,000; 1810: 75,000,000 und 1817: 134,602,769 Pf. Sterl.; seitdem ist der Betrag zu dem der Schuld von Großbritannien beigefügt worden.


  1. Aus dem neuesten Werke über Irland von dem französischen Vize-Consul Moreau.
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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_296.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)