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Das Ausland. 1,2.1828

oder, wenn dieß die Zeiten nicht erlaubten, ihre Plackereien wider die Noncomformisten zu richten. gegen die Toleranz, welche die Whigs als einen der herrlichsten Siege der Revolution priesen, sträubten sich die Tories aufs hartnäckigste und solange sie konnten. Unbekümmert um den stolzen Ton der Kirche verfuhren auf der andern Seite die Whigs gegen die Dissenters mit Mäßigung, vielleicht mit Wohlwollen. In der Folge, als die Parteien ihre Stellung zur bürgerlichen Freiheit und zur königlichen Gewalt schon eingenommen hatten, war dieß immer noch einer der hauptsächlichsten Scheidepunkte.

(Schluß folgt.)

Der Aufstand der Eingebornen gegen die Niederländer auf der Insel Java.


(Fortsetzung.)

Ich führe hier nur einige Thatsachen an, die zu Soeracarta und Djokjokarta allgemein bekannt sind, und, wenn ihre Richtigkeit bezweifel werden sollte, sehr leicht durch das Zeugniß glaubwürdiger Europäer, so wie angesehener Eingebornen und endlich durch officielle Actenstücke bewiesen werden können.

1.) Daß Se. Hoheit der Sösochnang von Soeracarta und die Fürsten seines Hofes mit dem Gouvernement von Batavia sehr unzufrieden waren, weil dasselbe ihnen die freie Verwaltung ihrer Besitzungen streitig machen und sie zwingen wollte, die mit den Europäern und Chinesen abgeschlossenen Verträge zurückzunehmen und zu brechen.

2.) Daß die erwerbsfleißigen Europäer dem Kaiser von Soeracarta durch den Residenten von Soeracarta mit den schwärzesten Farben dargestellt wurden, als Menschen, welche, wenn man ihnen die gepachteten Ländereien länger überließe, diese verderben und erschöpfen würden.

3.) Daß die Unzufriedenheit des Hofes von Djocjocarta in diesem Betracht sich überall aussprach, da der Tommagong Viro-Nogoro, der erste Günstling des Sultans, in Gegenwart vieler Europäer, und selbst in Gegenwart meines Nachfolgers, erklärte: meine Abreise sey nicht geeignet ihn besonders zu beruhigen, er hoffe, daß nicht die Angelegenheit der Verpachtung der Ländereien die Ursache davon sey, da sein Sultan doch wohl das Recht habe, über sein Eigenthum frei zu disponiren.

Dem aufmerksamen Beobachter genügt sicherlich schon die einfache Anführung dieser Thatsachen, um zu ermessen, welchen großen Einfluß das Mißvergnügen der beiden Höfe von Java auf den Geist der Javanesen überhaupt hatte, und daß diese eben daher auf die natürlichste Weise das Verlangen, sich Recht zu verschaffen, mit ihren Fürsten theilten.

Die Ereignisse früherer und der neuesten Zeiten, namentlich der letzten vierzig Jahre haben uns reichlich gelehrt, wie leicht ein mißvergnügtes Volk zur Empörung aufgeregt wird, zumal wenn es Männer an seiner Spitze sieht, welche durch Rang und Geburt wichtigen Einfluß üben. Die Insel Java hat uns jetzt, wie zu allen Zeiten, dieselbe Lection gegeben.

Man wird mir einwenden, daß weder dieser Zwiespalt der Fürsten noch die Unzufriedenheit der Eingebornen die Revolution erregt und hervorgerufen haben, sondern daß man alles dem unglücklichen Fanatism eines Oberhaupts und dem Aberglauben der Menge zuschreiben müsse, und daß es nicht schwierig sey, über Vergangenes zu urtheilen. Darauf kann ich nur mit dem antworten, was wir seit wenig Jahren erst in Cheribon, in Bantam und im Lande Djocjo erfahren haben. Ueberall war der Fanatism nicht die Ursachen, wohl aber das Mittel, wodurch die klügern Uebelgesinnten das schwache Volk zur Empörung brachten. So machte ein Bachus Rangon die Einwohner von Cheribon glauben, er sey vom großen Propheten gesendet, und diejenigen, welche sich weigern sollten ihm zu folgen und zu gehorchen, würden ihre Fluren binnen wenig Jahren unfruchtbar und verwüstet sehen; eben so behauptete ein Rebell von Bantam, Kanoman, daß ihm die Gottheit eine übermenschliche Gewalt gegeben habe. – Später noch, unter meiner Administration, wollte ein javanesischer Arzt einen Fürsten von Djocjo, Namens Depoksonmo, überreden, daß die Einwohner der Insel Java ihm die höchste Gewalt übertragen würden, wenn er sich einem gewissen unsichtbaren Geiste ergeben würde, und diese treulosen Vorspiegelungen bewogen den abergläubischen Fürsten, sich mit seinem unsichtbaren Genius, der, wie man ihm sagte, in einem Baume wohnte, nicht nur in eine Correspondenz einzulassen, sondern selbst die Fahne des Aufruhrs aufzustecken.

Diejenigen welche mir sagen möchten, es sey nicht schwer über vergangene Begebenheiten zu urtheilen, muß ich erwiedern, daß ich die meisten dieser Resultate zum voraus erkannt und vorausgesagt habe. ich berufe mich, zum Beweise dafür, auf meinen Brief vom September 1823, welchen ich von Java nach den Niederlanden gesendet habe, und auf mein Memoire vom 2ten December 1821, welches die Verpachtung der javanesischen Ländereien zum Gegenstand hatte.

Die Confiscation der in Pacht gegebenen Ländereien gab Veranlassung, daß viele Javanesen arbeitslos und unzufrieden, und in Folge dessen Vagabunden und Räuber wurden. Ein Land, in welchem eine solche Sittenlosigkeit um sich greift, gleicht einem mit brennbaren Stoffen angefüllten Körper, den ein einziger Funke in helle Flammen setzt, und es ist gewiß, daß die Rebellen und ihre Rathgeber dies nur allzugut wußten. Wie viel besser wäre es daher gewesen, wenn man die Verpachtung der Ländereien, statt sie zu verbieten, lieber befördert hätte. Die europäischen Besitzer hätten dann die ihnen untergebenen Javanesen den Rebellen entgegen führen können, was dem Gouvernement eine mächtige Stütze dargeboten hätte. So erboten sich bei einer früheren Unordnung, welche während meiner Administration vorfiel, die javanesischen Bewohner von Singotarie freiwillig, unter dem Pächter, Herrn Stavers, gegen die Meuterer zu marschieren.

Hiedurch glaube ich hinlänglich bewiesen zu haben,

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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_336.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)