Seite:Das Ausland (1828) 375.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Das Ausland. 1,2.1828

Verschlimmerung. Seit jenem Jahr hört man aber sowohl von dem gelben Fieber, als von der Cholera, (von letzterer einzelne Gegenden in Ostindien, wo ihre Ausbrüche meist mit Erdbeben zusammentreffen, wie zu Sahore, etwa ausgenommen,) wenig mehr, und von der Pest, die im Jahr 1821 auf den balearischen Inseln dem gelben Fieber weichen mußte, ist seit jener Zeit eben so wenig mehr ein besonderer Ausbruch bekannt geworden, auch wurden die zu Smyrna und auf der nordwestlichen Küste Afrikas in den Jahren 1825 und 26 herrschenden Krankheiten ganz anders, als die Pest, an dem erstern Ort als bösartiges Frostfieber (Febr. pernic. algida) geschildert.

Auf dem historischen Blatte der Charte von Europa ließen sich für die Verbreitung des Scharlachs, der ansteckenden Augenentzündung und des Typhus fernere Andeutungen geben, doch es genüge, nur den Wunsch auszusprechen, daß in der gegenwärtigen, durch die großen Fortschritte der Natur Wissenschaften und deren innigere Berührung gleich ausgezeichneten Zeit, auch Pathologie und Geographie sich näher treten und dadurch auch gegenseitig immer mehr wissenschaftlich begründen möchten, während es in der Ausübung der Medicin freilich zu allen Zeiten angesehene und glückliche Praktiker gegeben haben mag und geben wird.



Cobbett’s Sendschreiben an den Herzog von Wellington.


„Aber, Gentlemen! liebe Bürger und Bauern, seyd doch vernünftig! Ihr habt nun, was ihr immer gewünscht habt: ihr habt so weit in England die Reform verhindert; ihr habt in Frankreich die Legitimität wieder hergestellt; und jetzt wollt ihr den Yankees[1] einen Knuff geben – und wollt ihr nicht bezahlen für dieses Vergnügen? Glaubt ihr, daß die Soldaten und Matrosen und Lieferanten und Commissäre und Marketender und Quartiermeister und Proviantmeister und das gesammte Casernenvolk nicht dafür bezahlt seyn wollen, daß sie euch eine Freude gemacht haben? Ihr brüllt Hurrah, wenn dem Lord Wellington eine ungeheure Summe als Belohnung seiner Dienste bewilligt wird; ihr möchtet dem tapfern Herzog die Schuhe küssen; ihr packt den bei der Gurgel, der sich nicht geneigt fühlt, eben so laut zu brüllen als ihr selbst. Belohnung! Beste Gentlemen, was ist doch eine Belohnung ohne Geld?“ Unter einer Belohnung versteht man nicht Worte. Paläste, glänzende Equipagen, Lustschlösser, Landgüter sind nicht von Papier gemacht. Es ist Geld, Geld, werthe Gentlemen, was man unter einer Belohnung versteht. Und woher kommt das Geld, als von den Steuern? und woher kommen die Steuern, als aus euren Taschen? Und da es in der Natur der Steuern liegt, daß sie Armuth und Elend verbreiten, welches besondere Vorrecht habt denn ihr euch darüber zu beklagen, daß ihr euern zugemessenen Theil an dieser Armuth und diesem Elend zu tragen habt?

(Cobbetts Register, 24 Sept. 1814.)

An den Herzog von Wellington. Ueber die neue Art von Generalschaft, welche er jetzt zu practiziren hat.

Erster Brief.

 Mein Herr Herzog!

Das Motto, welches ich diesem Briefe, dieser Vorlesung, oder wie Sie es nennen wollen, vorausgeschickt habe, ward geschrieben zu einer Zeit, wo die Nation noch trunken war von dem Dampf der „Glorie,“ welche unter Ihrem Commando für dieselbe erworben wurde. Aber selbst damals, in dem Moment, wo die Glorie gewonnen war, rieb die Nation sich die schläfrigen Augen und kratzte sich den dummen Kopf und fing an zu denken: es sey doch seltsam, daß die Glorie nicht auch von Glück begleitet sey. Niemand indessen – außer mir selbst – wagte es, öffentlich zu sagen, daß Elend und nicht Glück die Folge dieser gerühmten Glorie seyn müßte, weil die Glorie mit erborgtem Gelde erkauft und das Geld noch nicht bezahlt, es zu bezahlen aber nicht möglich war, wenn man nicht ein Elend verbreiten wollte, wie noch keine Nation auf Erden es vorher getragen hatte. Die Nation, besonders aber die Bürger und Bauern, welche einen nicht geringen Theil derselben ausmachen, mit diesem Leiden zu versöhnen, halte ich Niemand für geschickter, als Sie, Herr Herzog, da Sie hauptsächlich diese Glorie für uns erwarben und ohne Zweifel besser als irgend ein anderer es den Dummköpfen auseinander zu setzen, und ihnen so klar als den Tag zu machen wissen, wie das eben ihr wahres Glück sey, wenn die Juden ihnen den letzten Morgen Landes dafür wegnehmen, daß sie jener „unsterblichen Glorie“ genießen, mit der Sie – wie Mr. Little[2] von einem der „Sitze der Weisheit“ bemerkte, „die Stirn dieses großen Reiches schmückten.“ Welches Vergnügen Mr. Little von seinem Antheil an diesem Schmuck der Nationalstirn haben mag, kann ich nicht sagen; ich für meinen Theil muß gestehen, daß ich keinen Schmuck dieser Art wünsche, und daß ich mit meiner ordinären Stirn ganz zufrieden bin, so langes es Gott gefällt, sie mir in diesem Zustande zu lassen.

Sie können, ohne Zweifel besser als irgend ein anderer den Landeigenthümern beweisen, wie gerecht und vernünftig es ist, daß die Juden ihre Grundstücke erhalten; so wie Sie, wenn irgend ein Mensch dieß im Stande ist, Herrn Huskisson überzeugen werden, daß der wahre Weg, die Handelsfreiheit zu befördern, der sey, die Korneinfuhr zu verbieten. Zugleich kann man nicht leugnen, daß Sie, der dabei war, wo der größte Theil des erborgten Geldes ausgegeben wurde, nie auch nur im Traum daran dachten, daß Sie ihre Hand darin haben würden, wenn die Rechnung dafür gemacht werden würde. Sie dachten, erlaube ich mir zu sagen, so wenig an die Quelle dieses Geldes, oder an die Wiederzahlung desselben, als ich selbst zu thun pflegte, so lange ich in einem der Regimenter war, welche – seltsam genug – alle Sr. Majestät gehören, während doch die Schuld die Schuld der Nation ist. Dieser Fall ist in der That merkwürdig genug, um einen Augenblick dabei zu verweilen. Hier haben wir eine Armee, deren Dienste mit erborgtem Gelde bezahlt werden, aus dessen Erhebung eine Schuld erwächst; und die Armee ist des Königs, während die Schuld der Nation ist! Sie dachten, erlaube ich mir zu sagen, nicht mehr an die Quelle der Hunderte von Millionen Pfund, welche sie ausgeben sahen, als ich zu thun pflegte bei den paar Dutzend Kronen und Schillingen, die

  1. Nordamerikaner
  2. Ein ministerielles Parlamentsmitglied.
Empfohlene Zitierweise:
: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_375.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)