Seite:Das Ausland (1828) 445.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Das Ausland. 1,2.1828


italienischen Truppen mit geringer Achtung sprach, seinen Degen vor ihm niederlegte, indem er sagte: „Gut, wenn Ew. königl. Hoheit den Italienern die Gerechtigkeit nicht wiederfahren lassen wollen, die sie verdienen, so muß ich zum Kaiser eilen, um sie von ihm zu erhalten.“

Aber was beweisen wir durch alle diese Einzelnheiten? Wenn wir hundert Fälle anführten, in denen die Italiener ihre Tapferkeit gezeigt hätten, so könnte man uns immer noch entgegnen: Hier mögen die Italiener freilich einmal brav gewesen seyn; aber in unzähligen anderen Fällen haben sie sich eben so feig benommen: und unsere Untersuchung käme auf diese Art zuletzt auf ein Rechnungsexempel hinaus, das zu einem Addiren und Subtrahiren ohne Ende führen müßte. Wir sehen uns daher genöthigt, diejenigen, die sich von der Richtigkeit unserer Behauptungen nicht überzeugt fühlen, aufzufordern, die Geschichte der Kriege der neuesten Zeit zu studiren und dabei dem Antheil der italienischen Truppen an denselben einige Aufmerksamkeit zuzuwenden.



Schwedische Volkslieder.


(Fortsetzung.)

 3.
     Herzog Magnus und das Seetroll.

Es war am Sonntag des Morgens früh,
Noch ihr Lied nicht die Lerche ließ klingen.
Es war ein Junggesell, der ruhete am Strand,
Da hörte die Seefrau er singen:
     Ach höret junger Magnus!
     Ich biete euch ja große Gaben,
     Wollet ihr mich freien?

Und ich will euch geben einen Mantel so fein,
Wie je ihr ihn könnet nur tragen,
Und jeglicher Faden an ihm soll seyn
Vom allerfeinsten Scharlaken.
     Ach, höret etc. [1]

Und ich will euch geben ein neues Schwert
An funfzehn goldenen Ringen,
Und so oft dasselb’ aus der Scheide fährt,
Sollt stets im Kampf ihr gewinnen.

Und ich will euch geben ein Mühlhaus neu,
Mit dreißig gehenden Steinen,
Sie laufen auf der Erde so leicht und frei,
Wie andere in reißenden Strömen.

Wohl könnte mit dir ich verloben mich,
Wann du wärst ein christliches Fräulein,
Nun aber bist du ein Meerstroll wild
Fliegst über alle Berge hinüber.

Herr Magnus er schwenkte sein Rößlein herum.
Er wollte der Seefrau enteilen,
Da war sie und griff ihm an Zügel und Zaum,
Und bat ihn ein wenig zu weilen.

Und hätte nicht Gott seine Gnade verliehn,
Daß der Hahn geschlagen die Flügel,
Er hätte wohl müssen mit der Seefrau ziehn,
Die da fliegt alle Berge hinüber.



 4.
     Herr Carl oder der Klosterraub.

Herr Carl er ging zu der Mutter hinein:
Gieb Rath, lieb Mütterlein, mir,
Wie soll ich die schöne Jungfrau
Aus dem Kloster führen mit mir?
Doch Herr Carl er schläft alleine.

O leg dich als krank, o leg dich als todt,
O lege dich auf die Bahr.
So kannst du die schöne Jungfrau
Entführen ohne Gefahr.
Doch Herr Carl er schläft alleine.

Da kamen die kleinen Knaben
Sie waren gekleidet in Blau:
Will schön Jungfrau mit in die Wachstube gehn,
Herrn Carl auf der Bahre zu schaun?
Doch Herr Carl er schläft alleine.

Und es kamen die kleinen Knaben,
Sie waren gekleidet in Roth:
Will schön Jungfrau mit in die Wachstube gehn,
Zu sehen Herrn Carl der ist todt?
Doch Herr Carl er schläft alleine.

Und es kamen die kleinen Knaben,
Sie waren gekleidet in Weiß:
Will schön Jungfrau mit in die Wachstube gehn,
Zu sehen Herrn Carl als Leich?
Doch Herr Carl er schläft alleine.

Und die Jungfrau ging zu der Mutter hinein
Und fragete sie um Rath:
Ach, kann ich wohl in die Wachstube gehn
Zu sehen Herrn Carl auf der Bahr?
Doch Herr Carl er schläft alleine.

Mit nichten will ich dir geben den Rath,
Auch verbieten will ich dirs nicht,
Doch wenn in die Wachstub’ Abends du gehst,
Herr Carl er betrüget dich.
Doch Herr Carl er schläft alleine.

Und die Jungfrau hinein in Thüre ging,
Wie die Sonn’ in glänzender Pracht;
Doch Herrn Carls falsches Herze
Das liegt auf der Bahr und lacht.
Doch Herr Carl er schläft alleine.

Und die Jungfrau ihm zum Haupte trat,
Sie sah auf sein krauses Haar.
Ach, wie du hier noch lebtest,
Warst mein du ganz und gar.
Doch Herr Carl er schläft alleine.

Und die Jungfrau ihm zu den Füßen trat,
Hob auf die Leinwand fein:
Ach wie du hier noch lebtest
Warst du Herzallerliebster mein.
Doch Herr Carl er schläft alleine.

Und die Jungfrau hin zur Thüre ging:
Gute Nacht, ihr Schwesterlein!
Herr Carl, der auf der Bahre lag,
Sprang auf und holte sie ein.
Doch Herr Carl er schläft alleine.

Tragt wieder nun die Bahr hinaus,
Schenkt Meth und schenket Wein!
Am Morgen halt ich Hochzeit
Mit der Herzallerliebsten mein.
Doch Herr Carl er schläft alleine.

Empfohlene Zitierweise:
: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 427. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_445.jpg&oldid=- (Version vom 11.4.2023)
  1. Der Refrain durch alle Strophen.