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Das Ausland. 1,2.1828

Die periodische Literatur Dänemarks,

Aus der Zuschrift eines dänischen Literators, mitgetheilt von Herrn Rektor Gräter in Ulm.


III. Belletristische Zeitschriften.

48) „Kjöbenhavns flyvende Post,“ in 4. Einmal die Woche. Angefangen 1827, herausgegeben von Prinzlau, redigirt und größtentheils verfaßt von dem talentvollen Dr. J. L. Heiberg, einem Sohn von P. A. Heiberg in Paris. Außer ernst- und scherzhaften Artikeln von allgemein interessantem Inhalt, sowohl als localer Tendenz gibt dieses Blatt zugleich eine gründliche und anständige Theaterkritik nebst Theaternachrichten und Repertorien.

49) „Theaterbladet“ in 4. Einmal die Woche. Herausgegeben von A. P. Liunge, angefangen 1821: als Literatur-, Kunst- und Theaterblatt, sich aber jetzt auf das letztere beschränkend.

50) Dansk Bibliothek, in 8., herausgegeben von C. Thaarup, angefangen mit 1827. Diese Bibliothek enthält eine neue Ausgabe der Meisterwerke älterer dänischer Dichter. Sie wird mit Umsicht besorgt, und besonders geschmackvoll ausgestattet. Bis jetzt ist jedoch nur ein Heft davon erschienen.

51) „Nordlyset“ (das Nordlicht). Eine Monatschrift herausgegeben von S. S. Blicher und J. M. Elmenhoff in Randers; begann 1827, in 8., enthält kurze Erzählungen, Gedichte und dergleichen.

52) „Hertha,“ eine Monatsschrift, herausgegeben von A. P. Liunge, angefangen 1827. Ist eine Fortsetzung der Monatschrift Harpen (die Harfe) von demselben Herausgeber, die im J. 1820 ihren Anfang nahm, und enthält übersetzte Erzählungen, Novellen, historischen Schilderungen von abwechselndem und mannichfaltigem Inhalt.

53) „Nyt Bibliothek for Mörskabsläsning“ (neue Bibliothek für unterhaltende Lectüre), herausgegeben von J. Rüse, in 8., nahm ihren Anfang mit 1825.

54) „Bibliothek for dannede Läsere“ (B. für gebildete Leser), redigirt von F. Schaldemose. Diese begann 1827 u. 8, und liefert eben so wie die vorige Uebersetzungen der vorzüglichsten Romane und Erzählungen des Auslands.

55) „Läsefrugtes“ (Lesefrüchte), gesammelt auf dem Feld der Literatur, in 8., von A. T. Elmquist in Aarhuus. Hiervon sind bis jetzt 30 Bände herausgekommen.

56) „Maanedroser“ (Monatrosen), eine Monatschrift, gegründet von Thomas Overfrou, königlicher Schauspieler, in dem Jahre 1824, gedruckt bei Popp, auf Kosten des Herausgebers. Enthält interessante Erzählungen, theils eigene, theils übersetzte, historische Schilderungen, kleine Gedichte und Räthsel.

57) „Svanen“ (der Schwan). Blätter für Geist und Herz, in 4. Einmal die Woche. Diese Zeitschrift begann am Schlusse von 1827, und hat ein geschmackvolles Aeußere.

58) „Ossian,“ ein Wochenblatt, herausgegeben von C. F. W. Lahde, der zwar blind ist, aber von verschiedenen Schriftstellern unterstützt wird. Es enthält originale Gedichte und Erzählungen.

59) „Originale romantiske Sagn og Fortällinger,“ eine heftweise herauskommende Schrift von Johannes Wildt.

60) „Sneelikier,“ eine Monatschrift, herausgegeben von J. C. Elmquist, nahm ihren Anfang im J. 1827, nebst den Tagblättern „Patrouillier“ und „Den galende Hane“ (der krähende Hahn), die auf die niedrigste Classe berechnet sind.

Verschiedene, der hier aufgezählten dänischen Zeitschriften, besonders einige der wissenschaftlichen, verdienen eine nähere Betrachtung, die wir uns vorbehalten, bis auch die periodische Literatur von Norwegen, Schweden, Finland und Island nach und nach eben so geschildert und mitgetheilt seyn wird.




Potosi.

Die Stadt Potosi ist in einer Ebene am Fuß von Felsen erbaut. Die Luft ist so dünn und fein, daß man keine fünfzig Schritte macht, ohne Beengung des Athems zu fühlen, so daß Fremde immer nur sehr langsam gehen können, und selbst die Eingebornen nicht frei von diesem Einflusse bleiben. Das Klima ist äußerst rauh und veränderlich. An jedem Tage kann man alle vier Jahreszeiten durchmachen. Es gibt zu Potosi keine Spaziergänge, keine Belustigungsorte. Es ist von lauter Felsen dicht umgeben; Früchte, Gemüse, Futter, alles muß aus einer Entfernung von wenigstens 40 Stunden herbeigeschafft werden. Die Bevölkerung beläuft sich, nach der Zählung vom J. 1826, auf nicht mehr denn 11,200 Seelen, während sie vor etwa 50 Jahren noch 52,000 hatte. Solche Verheerungen hat der Kampf um die Unabhängigkeit angerichtet. Potosi ist, ungeachtet seiner Bergwerke, welche überdieß aus Mangel an Arbeiten und Geld beinahe verlassen sind, ein sehr armer Ort.

Foreign Journal.


Der Olivenbaum.

Es gibt an den südlichen Grenzen der Krym zweierlei Olivenbäume, welche hier einheimisch werden. Der eine ist pyramidenförmig, und seine Frucht ist vollkommen oval; die Aeste des andern hängen abwärts, und seine Frucht ist groß, herzförmig und in großer Menge. Diese kostbaren Bäume haben den Stürmen von Jahrhunderten getrotzt unter der Herrschaft verschiedener Barbarenvölker. 1812 wurde zu Nikita ein kaiserlicher Garten angelegt; in welchen Ableger dieser nützlichen Bäume verpflanzt wurden, denen die höchste Kälte bis jetzt noch nicht geschadet hat, indeß einige aus Frankreich gebrachte Olivenbäume in dem nämlichen Garten im Winter 1825–26 erfroren sind.




Haytisches Paradies.

Washington Irving bemerkt in dem Leben des Columbus, daß die Haytier einen Ort der Vergeltung annahmen, wo sich die Geister der guten Menschen mit denen, die sie während ihres Lebens am meisten geliebt hatten, und mit allen ihren Voreltern vereinigten. Hier genossen sie ununterbrochen und in vollem Maße alle jene Freuden, die ihre Glückseligkeit auf Erden ausmachten. Sie lebten in schattigen Blumenlauben mit schönen Frauen, und genossen köstliche Früchte. Das Paradies dieser glücklichen Geister wurde in verschiedene Orte versetzt, da beinah jeder Stamm ihnen einen Lieblingsort in seinem eignen Lande anwies. Manche jedoch verlegten diesen Ort der Seligen in eine Gegend nahe bei einem See in dem westlichen Theile der Insel in der Provinz Xaragua. Hier waren anmuthige Thäler mit der leckern Frucht Mamey – vom Umfang einer Aprikose angefüllt. – Sie stellten sich vor, daß sich die Seelen der Abgeschiedenen den Tag über in den luftigen, unzugänglichen Felsen der Gebirgen vergnügen, Nachts aber in jene glücklichen Thäler herabsteigen, um sich an dieser seligen Frucht zu erlaben. Die Lebenden aßen daher wenig davon, damit die Geister ihrer Freunde nicht Mangel an dieser Lieblingsnahrung litten.


Empfohlene Zitierweise:
: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 540. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_564.jpg&oldid=- (Version vom 20.9.2023)