Seite:Das Bergwerk der Abgeschiedenen.pdf/112

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ich sehe alles. Ich bin der einzige scheinbar unbeteiligte Zuschauer und Zuhörer. Und doch bin ich weit mehr: Meine Teilnahme an diesem Schauspiel entspringt dem starken Quell meiner Zuneigung für ein tapferes Mädel, das auszog, den Bruder zu suchen und zu befreien. Leslie ist noch immer Gefangener inmitten der „Schlafenden Wale“, und sein Geschick muß hier mit entschieden werden, – wenn nicht heute, dann zu gelegenerem Zeitpunkt.

Des Gefesselten stierer Blick gleitet zur Seite, sucht Dolores’ Augen – unmerklich …

Die Tänzerin hüstelt scharf und greift nach ihrem Tüchlein. Ihr Anzug ist noch immer der gleiche, nur daß eine Leinenjacke das Kostüm vervollständigt.

Um die Lippen der Ariane weht ein Zucken.

„Ich habe keine weiteren Helfer“, erklärt der Mann überhastet. „Ich will euch alles zurückerstatten, ich will …“

„… euch verraten!“, höhnt aus der schweigsamen Runde ein erdfahler Weißkopf. „Kein Erbarmen, Fürstin, – genau so treu und zuverlässig sein Bruder uns viele Jahre diente, genau so niederträchtig hat dieser Schurke unser Vertrauen getäuscht.“

Der Chor murmelte Beifall … Die Fanatikeraugen glühten …

Die Frau erhebt sich langsam.

Langsam nimmt sie von ihrem Schoße einen weißen Stab … Es ist kein Stab, es ist die Rückengräte eines Stachelfisches …

Weiß, gebleicht …

Ist wie ein Stab …

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Bergwerk der Abgeschiedenen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1931, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Bergwerk_der_Abgeschiedenen.pdf/112&oldid=- (Version vom 30.6.2018)