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wechselvoller ist als die noch so fein ausgeklügelten Beleuchtungseffekte eines Bühnenmeisters.

Es ist dieselbe Sonne, die auch dort im Westen die Gefährten grüßt, mit denen ich wochenlang dem Geheimnis dieser Klippe nachspürte, bis wir die Tragödie eines Weibes, das für die Schuld des Gatten hier viele Jahre in Einsamkeit und Sehnsucht und Hoffnung verbrachte, bis auf den Grund ausgeschöpft hatten: Ein goldenes Gefäß, gefüllt mit Menschenleid, – – ein opfermütiges Frauenherz!

Es war der Lebensroman der Renate Redersen, es war zugleich der Weg der Einkehr für ein verwöhntes, etwas selbstherrliches Mädchenherz …

All das – ein Traum nur noch – liegt hinter mir.

Und droben in der Hütte auf der kleinen Südterrasse dieses Inselchens, um dessen zerklüftete Felsen draußen der Ring der Riffe einen steinernen Zaun gegen die rollenden Wogen bildet, liegt … er, der Erdfahle …

Wer ist der Mann?!

Ein Europäer, gewiß … – Ein Matrose, ein Passagier irgend eines gescheiterten Fahrzeuges? Niemals!

Der derbe Leinenanzug, den er anhatte, nur noch in Fetzen, ist kein Erzeugnis aus einem mir bekannten Stoff. Ich sage „Leinen“, weil der Stoff noch am meisten einer selbstgesponnenen Leinwand gleicht.

Es ist nicht Leinwand, es ist ein Gewebe aus mir unbekannten Fasern. Ich möchte fast behaupten, das Material sei irgend eine besonders präparierte Meeresalge.

Im übrigen hat der Fremde nichts bei sich

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Bergwerk der Abgeschiedenen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1931, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Bergwerk_der_Abgeschiedenen.pdf/7&oldid=- (Version vom 30.6.2018)