Hat weder Messer noch sonst was in den Taschen … Die Tharbanditen haben uns vollkommen ausgeplündert.
Dann habe auch ich die Hände frei …
Wir knoten unsere Fußfesseln auf …
Sehen noch immer nichts …
Kein Sternlein am Himmel …
Ringsum alles wie mit schwarzen Tüchern verhängt …
Nur der Leichengeruch mahnt uns zur Eile …
Leichengeruch bei dieser Treibhausluft: das kann irgendwie böse Folgen haben ..!
Da – plötzlich scheint Bewegung in die schwarzen Vorhänge zu kommen …
Aus der Finsternis löst sich eine Gestalt …
„Schraut?“
„Harald – – du?!“
Er bückt sich, meint seltsam gepreßt:
„Dieser John Wiscont hat uns bewiesen, daß in einem Europäerhirn doch noch niederträchtigere Gedanken ausgebrütet werden können als in dem eines Asiaten …“
Amalgi fragt erstaunt:
„Wiscont, – der ist doch …“
„… der lebt und hat uns die Bande auf den Hals geschickt,“ ergänzte Harst. „Beeilt euch, – wir müssen schleunigst von hier fort … Ich fürchte, daß wir hier in einem … Cholerafriedhof eines Dorfes stecken, in einem abgelegenen Felskessel, in den man die Leichen der Verstorbenen …“
Amalgi und ich schnellen hoch …
„Cholera?!“ brüllt der Doktor …
„Ja, – schon in Amber ging doch das Gerücht um, daß in einigen Randdörfern der Thar die Cholera herrsche … Folgt mir jetzt … Drüben stehen Miß Goord und der alte Hubert … Wir müssen ins Freie, raus aus dieser verpesteten Luft, bevor wir noch durch die Nähe der Leichen infiziert werden …“
Ich fühle, daß ich blaß werde …
Gehe wie in furchtbarem Traume hinter Harald drein …
Max Schraut: Das Eiland der Toten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Eiland_der_Toten.pdf/12&oldid=- (Version vom 30.6.2018)