Seite:Das Eiland der Toten.pdf/15

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
3. Kapitel.
Einer von den Eingeweihten.

Bückt sich zu der knorrigen Staude mit den kleinen, gelben Blüten hinab, die da in einer Spalte am Fuße der Steinwand Wurzel geschlagen hat.

Bückt sich …

Reißt die Staude vorsichtig heraus – mit der Wurzel …

Es ist jetzt ganz hell geworden, wenn auch der Regen alles ringsum noch mit seinen Schleiern überzieht …

Sagt Doktor Georg Amalgi da, der Indien vielleicht besser kennt als Harald und ich:

„Ah – eine Kumussa!! Sie wissen also auch Bescheid.“

Die Goord nickt und bricht die lange, fingerdicke Wurzel in fünf etwa gleich große Stücke …

Meint: „Abbeißen, gut zerkauen und im Munde behalten ..!“

Für viele Worte ist Honoria nicht zu haben.

Wir auch nicht …

Nur der alte Hubert Enoch fragt:

„Und das hilft gegen die Cholera?“

„Gegen die Ansteckung … Schmecken Sie nur!“

Schmecken ..!!

Nun – daß die Cholerabazillen vor dem Geschmack dieser Kumussa streiken, ist kein Wunder …

Bittersalz, vermischt mit Petroleum und Karbol mundet fraglos besser!

Aber wenn man rechts und links neben sich entstellte Tote liegen hat, wenn die Nase rebellisch wird über so starkem Leichengeruch, dann – dann ist Kumussawurzel eine Wohltat, dann ist man froh, daß sie ebenso intensiv riecht wie schmeckt …

Ich zerkaue ein Stückchen meines Wurzelendes und schiebe die Fasern als Priem in die Backe … Den Rest der Wurzel stecke ich in die Westentasche.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Eiland der Toten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Eiland_der_Toten.pdf/15&oldid=- (Version vom 30.6.2018)