Die braunen Schurken von Wächter haben nicht beachtet, was wir tun … Sie stehen jetzt beieinander und rauchen …
Sagt Harald nun: „Einer von uns muß mit der Komödie beginnen …“[1]
Amalgi fragt: „Komödie?“
Ich weiß, was Harst im Sinne hat … Antworte:
„Ja – – mit dem Sterben!“
Die andern begreifen …
„Nur so werden wir die Wächter los,“ erklärt Harald. „Ich werde also zuerst … erkranken … Euch anderen wird es dann leichter werden, die Schufte zu täuschen …“ –
Leider kann ich hier nicht im einzelnen schildern, wie Harst uns das schwierige Kunststück vormachte, Cholera zu simulieren …
Jedenfalls: er tat’s so schlau und geschickt, daß die beiden Kerle uns höhnend allerlei Liebevolles zubrüllten …
Er entfernte sich taumelnd, sank zu Boden, … ich wollte ihm beispringen, er winkte ab …
Und – nachmittags gegen fünf Uhr, dem Stande der Sonne nach zu urteilen, erlag als letzte auch Miß Goord der furchtbaren Seuche, die ja in so mannigfacher Weise ihre Opfer mordet – oft in wenigen Stunden, oft sogar in einer einzigen!
Was wir fünf, die wir nun zusammengekrümmt regungslos dalagen, erhofft hatten, geschah auch wirklich: die beiden zerlumpten Ratschputen verschwanden, nachdem sie uns noch mit Steinwürfen von oben bedacht hatten, die zum Glück nicht trafen …
Still lagen wir …
Ganz still … Im Regen … Es regnete noch immer …
Wenn ich vorsichtig zur Seite lugte, schaute ich gerade einer wirklichen Toten in das entsetzlich entstellte Gesicht.
Sah auch die Schwärme von Aasgeiern und Tharkrähen über dem Felsenkessel kreisen …
Wunderte mich, daß die beiden Ratschputen nicht noch gewartet hatten, bis die Aasfresser sich zu eklem Mahle
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Max Schraut: Das Eiland der Toten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Eiland_der_Toten.pdf/16&oldid=- (Version vom 30.6.2018)