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vollends hier niedergelassen hatten … Wäre doch der beste Beweis gewesen, daß wir tatsächlich tot …

Die Vögel kreisten weiter …

Ihr Instinkt verriet ihnen, daß fünf von den stillen Gestalten doch noch atmeten … –

Harald warnte mit halblauter Stimme von neuem:

„Keiner rühre sich ..! – Dort naht eine schwarze Wolke …“

Die Wolke spendete Sintflut, Dunkelheit …

Harst erhob sich …

Im Nu waren wir an der Ostwand …

Im Nu die menschliche Leiter fertig …

Im Nu die Jacken zusammengeknotet …

Und als letzten hißten wir Harald empor, unseren Retter.

„Kumussa!!“ befahl oben am Schluchtrande die Goord.

Wir kauten, schluckten, spien, husteten …

Es goß in Strömen …

Aus der Regenfinsternis kam das Krächzen der eklen Vögel …

Aus der Tiefe des Leichentales drang das Kreischen und gierige Fauchen der Aasgeier empor, die bereits unsere Abwesenheit gewittert und sich zum Kampfe gegeneinander gerüstet hatten …

Wir fünf, ohne Waffen, ohne Lebensmittel, ohne jede Ortskenntnis, hatten nur eine Hoffnung: Harst!

Keiner sprach ein Wort …

Zusammengeduckt standen wir da, ließen die Fluten des Himmels an uns herabrieseln, und warteten, was der eine tun würde, der noch immer selbst aus der verzweifeltsten Lage einen Ausweg gefunden hatte …

„Suchen wir das Dorf,“ sagte Harald dann … „Wir müssen die Gefahr der Ansteckung nochmals auf uns nehmen … Wir brauchen Reittiere, Waffen … – Jeder möge einen Rest der Kumussawurzel für später aufheben …“

Die schwarze, schwere Regenwolke war vorübergezogen.

Im Lichte des scheidenden Tages schritten wir im Gänsemarsch

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Eiland der Toten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Eiland_der_Toten.pdf/17&oldid=- (Version vom 30.6.2018)