wir wirklich diese Unglücklichen würden retten können … ob diese Gefangenen der Fürstin wirklich vorhanden und in den Tiefen der Erde das Gold loshackten, damit das gewissenlose Weib mit unendlichen Reichtümern in die wilden Berge Afghanistans entkommen könnte …
Unruhe, die immer mehr wuchs …
Ich merkte, auch Harald war nervös …
Der Motor ratterte … der Regen knatterte auf die gefirnisten Deckplanken … Vor uns graues Halbdunkel: Regen!
Und drückende Schwüle und fader Geruch und Benzinduft.
So fuhren wir zwei Stunden …
Sagte Harst: „Wir müssen die Mitte des Sees bereits hinter uns haben … Wir sind an den Inseln vorübergefahren … Ich werde wenden …“
Er blickte auf den Kompaß, drückte das Steuerrad herum … Die Jacht wandte sich gen Westen, immer mit derselben vorsichtigen Geschwindigkeit …
Und – – es regnete … regnete …
Eine trostlose Stimmung lag über der weiten Wasserfläche, über dem See des Schweigens …
Trostlos diese Stille, dieses Glucksen des Wassers an den Bordwänden, dieses eintönige Rattern des Motors und die Geräusche der flink sich drehenden Schraube …
Harst, eine der elenden Zigaretten im Mundwinkel, ganz Statue …
Hinauslugend in die graue Dämmerung, horchend, jede Sekunde bereit, uns vor einem Auflaufen auf eins der Felseilande zu bewahren …
Horchend … Worauf?!
Und er schien meine Gedanken zu erraten, erklärte halblaut:
„In dem Reisehandbuch war auch zu lesen, daß auf den kleinen Inseln allerhand Vögel nisten, und daß eine der Inseln an der Ostseite von Bäumen und Büschen bestanden ist – nur eine der Inseln, und es gibt deren acht … Die Vögel werden uns rechtzeitig warnen, hoffe ich, daß wir
Max Schraut: Das Eiland der Toten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Eiland_der_Toten.pdf/45&oldid=- (Version vom 30.6.2018)