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„riechen“ schon an sich. Tharräuber noch mehr … Und dieses Dutzend Kerle, mit denen wir es hier zu tun hatten, waren dem hohen Wuchse und den langen schwarzen Bärten nach Ratschputen der untersten Volksschicht, kannten ein Bad wohl nur vom Hörensagen, und den Begriff saubere Wäsche erst recht nicht …

Meinen Leidensgefährten erging es offenbar ähnlich wie mir. Amalgi nieste verschiedentlich und protestierte energisch gegen die Augenbinde, worauf man ihm fraglos einen Rippenstoß versetzte, denn er brach mitten in seinem erregten Geschimpfe ab und murmelte etwas von „brutales Pack“ …

Dann wurde das weiche Stampfen von Dromedarhufen und das Schnauben der Tiere der Banditen vernehmbar … Ohne Zweifel befand sich unter diesen Tieren ein Kamelhengst (zumeist benutzt man nur Stuten zum Reiten), denn ich hörte das heisere, seltsame Röcheln und ein lebhaftes Hin und Her, Stockschläge und Zurufe: Haralds Kamelhengst mußte mit dem Räubervieh in Zwist geraten sein!

Wenig später band man mich im Sattel eines Reittieres fest, und dann ging’s weiter – in die Wüste hinein …

Da der Nachtwind von Nordost geweht hatte, und da ich ihn nun gerade von vorn spürte, schlug die Bande mit uns also dieselbe Richtung ein, und im Nordwesten war der Salzsee zu suchen, der sowohl Harald wie auch mir bisher unbekannt war, obwohl wir jetzt zum sechsten Male in der Thar „beruflich“ zu tun hatten. In diesen[1] Südwinkel der Wüste waren wir eben bisher nicht gekommen.

Kaum hatte unser Trupp einige Kilometer im flotten Trab zurückgelegt, als es zu regnen begann – in den Randgebieten der Thar um diese Jahreszeit keine Seltenheit … Stand doch der indische Winter, die Regenperiode, dicht vor der Tür, und mit dieser Regenzeit auch das Schreckgespenst Indiens, die Seuchengefahr:[2] Cholera, Beulenpest und Malaria!

Es regnete nicht …

Es goß …


  1. Vorlage: diesem
  2. Vorlage: Seuchengefähr
Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Eiland der Toten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Eiland_der_Toten.pdf/9&oldid=- (Version vom 30.6.2018)