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Lenk war aufgesprungen.

„Und wenn wir hier feststellen, daß er nicht in Harzburg in den letzten drei Tagen war –“

„Worauf das von seiner Frau unterzeichnete Antworttelegramm hindeutet,“ ergänzte Harald.

„– Dann soll er uns beweisen, wo er gewesen! – Harst, wir fahren noch heute abend!“ –

Als wir drei am folgenden Vormittag gegen zehn Uhr durch die Straßen Harzburgs dem Pensionat Arnhelm zuwanderten, sagte Lenk ehrlich:

„Mir ist etwas beklommen zu Mute. Wir werden Ruperti gegenüber keinen leichten Stand haben! Er ist mit allen Hunden gehetzt. Er wird für ein Alibi gesorgt haben –“

„Das sich leicht nachprüfen läßt,“ erklärte Harald gelassen. „Ich fürchte nur, er wird nicht anzutreffen sein –“

„Entflohen?“

„Nein – gar nicht mehr nach Harzburg zurückgekehrt! Ich bin überzeugt, er hat sich gesichert, ist gestern bis Berlin hinter Schraut und mir her gewesen und weiß, daß wir Sie sofort aufsuchten, lieber Lenk. Wenn er dann noch beobachtet hat, wie wir gestern abend Fahrkarten nach hier lösten, dann – wird er sich wohl selbst sagen, daß wir es auf ihn abgesehen haben. – Ich habe ja scharf aufgepaßt, ob jemand uns beobachtete. Aber ein Ruperti versteht seine Sache!“

Lenk blieb stumm. – Wir waren vor der mitten in einem Garten liegenden Villa angelangt. – Gleich darauf standen wir der Pensionsinhaberin gegenüber. Lenk legitimierte sich als Kriminalkommissar, fragte dann:

„Herr Rechtsanwalt Ruperti aus Berlin wohnt doch hier bei Ihnen, Fräulein Arnhelm?“

„Gewiß, gewiß!“ bestätigte die hagere, etwas säuerlich-liebenswürdige Pensionsmama. „Allerdings ist zur Zeit nur seine Gattin mit den beiden Kindern anwesend. Er selbst ist verreist. – Sie kommen wohl in irgend einer Strafsache, Herr Kriminalkommissar? Herr Ruperti ist ja ein so berühmter Verteidiger –“

„Seit wann mag er wohl verreist sein, Fräulein Arnhelm?“ fragte Lenk, indem er ein ärgerliches Gesicht schnitt.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Geheimnis der Kabine 24. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_der_Kabine_24.pdf/32&oldid=- (Version vom 30.6.2018)