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Ich überließ Mutter und Sohn, nachdem wir gemeinsam gefrühstückt hatten, ihrer Wiedersehensfreude und machte mich als pflichtgetreuer Privatsekretär über die eingegangene Post her. Es waren allein 42 Briefe und fünf Depeschen, ganz abgesehen von Geschäftsreklamen, Postkartengrüßen und Druckschriften wissenschaftlichen Inhalts. –

Ich muß über den Fall Thora Olavsen nun zunächst noch einiges nachholen. – Trotz aller Bemühungen der Polizei hatte man von dem Mörder Hans Ruperti auch nicht die geringste Spur mehr entdeckt. Harald hatte sich mit Ruperti nicht weiter befassen können, da er schon am Abend nach unserer Rückkehr aus Harzburg mit über 39 Grad Fieber zu Bett lag und da sich drei Tage später jene beiderseitige Lungenentzündung hinzufand, die Harst an den Rand des Grabes brachte. Inzwischen waren dann zwei Briefe von Doktor Olavsen eingetroffen. Er schrieb, daß seine Schwester tatsächlich ihr ganzes Barvermögen flüssig gemacht und mitgenommen hatte. Ruperti waren auf diese Weise insgesamt 200 000 Kronen in die Hände gefallen. – Weiter wußte ich durch Lenk, daß Frau Lotte Ruperti mit ihren beiden Kindern zu ihren Eltern nach Christiania zurückgekehrt war und nun dort in deren Hause lebte. –

Als ich die Depeschen zunächst öffnete und durchsah, stellte sich heraus, daß die zuletzt eingetroffene am 28. April aus Christiania abgeschickt war und Frau Ruperti als Absenderin hatte, die übrigens ihren Mädchennamen Balnör jetzt wieder führte. Dieses Telegramm lautete:

„Ich bitte Sie nochmals unter Hinweis auf meinen Brief vom 3. April herzlichst, sofort nach Ihrer Wiederherstellung hierher zu kommen. Doktor Olavsen noch nicht gefunden. Frau Lotte Balnör, Christiania, Christiansgatan 36.“

Man kann sich leicht vorstellen, mit welchen Gefühlen ich diese Depesche las. Doktor Olavsen schien also irgend etwas zugestoßen zu sein. Und – auch ich hatte Sigurd Olavsen, diesen bescheidenen, offenen und so gemütvollen Menschen, fast liebgewonnen.

Ich beeilte mich, Frau Rupertis Brief herauszusuchen, dessen Inhalt ich hier nur im Auszuge wiedergeben will.

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Max Schraut: Das Geheimnis der Kabine 24. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_der_Kabine_24.pdf/36&oldid=- (Version vom 30.6.2018)