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„Herr Doktor Olavsen wird sich etwas gedulden müssen,“ meinte Harald. „Ich habe Hunger. Ist das Mittagessen bereit, Malwine?“

„Jawohl, Herr Harst!“

Da sahen wir auch schon einen jüngeren Herrn mit blondem Schnurrbart aus der Haustür treten.

„Ah – endlich!“ rief er und winkte mit der Hand, schritt hastig auf uns zu und zog den Hut.

„Mein Name ist Olavsen,“ sagte er in gutem Deutsch. „Ich komme direkt aus Saßnitz vom Fährschiff „Preußen“[WS 1], Herr Harst. Meine Schwester ist während der Überfahrt von Schweden nach Rügen spurlos von dem Fährschiff verschwunden. Daß sie ins Wasser gestürzt sein könnte, ist ausgeschlossen –“

Man merkte ihm an, wie sehr er in Sorge um diese Schwester war. Er machte einen recht sympathischen Eindruck, dieser Sigurd Olavsen, und die Angst, die in seinen blauen ehrlichen Augen lag, bestimmte denn auch Harst, freundlich zu erwidern:

„Wir, mein Freund Schraut und ich, haben seit vielen Stunden nichts genossen. Wenn Sie uns bei Tisch Gesellschaft leisten oder an unserer Mahlzeit teilnehmen wollten, könnten Sie uns alles Wichtige mitteilen.“

Olavsen nahm die Einladung ohne weiteres dankend an.

Er erzählte dann folgendes:

Er lebte in Christiania mit seiner Schwester Thora zusammen, besaß dort ein eigenes Haus, das er von seinen Eltern geerbt hatte und das zur Hälfte auch Thora gehörte.

Diese war seit drei Monaten mit dem Schiffskapitän Holger Boomlund verlobt. Die Hochzeit sollte Ende November stattfinden. Thora hatte nun einen Teil ihrer Wäscheausstattung in Berlin einkaufen wollen, wo sie ein halbes Jahr bei einer verheirateten Freundin sich aufgehalten und Malstunden genommen hatte.

Die Geschwister waren am 2. Oktober morgens mit dem Schnellzug von Christiania abgefahren, hatten heute früh 2 Uhr in Trelleborg, dem kleinen schwedischen Hafen, das Fährschiff Preußen bestiegen, das stark besetzt war, und nahmen im Speisesaal gleich nach der Abfahrt das Frühstück ein. Weiter in See zeigte sich das Meer jedoch so

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Das Eisenbahnfährschiff Preußen gab es wirklich. Es fuhr die Route SaßnitzTrelleborg.
Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Geheimnis der Kabine 24. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_der_Kabine_24.pdf/4&oldid=- (Version vom 30.6.2018)