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in einem Abteil 1. Klasse allein, hatten es uns recht behaglich gemacht und sorgten dafür, daß die Luft im Abteil stets mit Rauch geschwängert blieb. Harald verqualmte in den fünf Stunden mindestens vierzig seiner Mirakulum, las Zeitungen und war überraschend maulfaul.

Als ich zu ihm geäußert hatte, daß man aus der Tatsache der Reisen Thora Olavsens nach Skien doch kaum darauf schließen könne, Ruperti würde in Skien auch jetzt seinen Schlupfwinkel haben, hatte er mit seiner überlegenen Ruhe geantwortet:

„Lieber Alter, es steht fest, daß Ruperti und Thora viermal im vergangenen Sommer hier Stelldicheins in Norwegen hatten. Da sie beide vielen Leuten in Norwegen von Ansehen bekannt waren, mußten sie für diese Stelldicheins einen ganz entlegenen Ort wählen, irgend ein Dörfchen oder dergleichen, wo sie sich fraglos als Ehepaar ausgaben und wahrscheinlich stets dieselbe Wohnung wählten. Daß es stets derselbe Ort war, beweist ja schon der Umstand der viermaligen heimlichen Reise Thoras nach Skien. Also muß der Schlupfwinkel des Paares irgendwo in der Nähe von Skien sich befunden haben. – Versetze Dich nun einmal in die Lage eines verfolgten Verbrechers – in Rupertis Lage! Er weiß, daß er in diesem Schlupfwinkel dort in Norwegen, wo er natürlich einen anderen Namen getragen hatte, als harmloser Tourist oder dergleichen bekannt ist, daß man ihn außerdem, da er dort stets verkleidet auftrat, niemals für den steckbrieflich verfolgten Hans Ruperti halten oder erkennen wird. Würdest Du in seiner Lage nicht auch diesen Zufluchtsort wählen, wo Du den wenigen Leuten sagen könntest, Deine Frau sei Dir verstorben und Du wolltest nun hier in der Einsamkeit über diesen Verlust hinwegzukommen suchen: würden Dich die biederen Landbewohner dann nicht noch ehrlich bemitleiden: würdest Du Dich dort nicht ganz sicher fühlen können – sicherer als anderswo?! Könntest Du dann nicht dieses Standquartier getrost hin und wieder verlassen? Könntest Du in dem entlegenen Orte nicht ein Häuschen mieten und dort – Sigurd Olavsen bewachen, nachdem Du ihn dorthin geschafft hast – vielleicht mit einem eigenen Einspänner in einer Kiste oder sonstwie? – Ja – das könntest

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Max Schraut: Das Geheimnis der Kabine 24. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_der_Kabine_24.pdf/49&oldid=- (Version vom 30.6.2018)