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eine Spezialität dieser südlichsten Region, ähnlich den nordamerikanischen Coyoten[1], nur größer und dunkler gefärbt. Die Tiere hatten die Vorderläufe und den Hals des Guanacos bereits vertilgt, ein Beweis, daß Freund Joachim sehr schlecht aufgepaßt hatte.

Ich trat auf die Steppe hinaus.

Steppe im Mondenschein, glitzernder Tau an hohen Halmen, leichter Nebeldunst in langen Streifen – dahinschwebend wie Gespenster, ewig die Form wechselnd … Erlkönig fiel mir ein. Dieses Gedicht hatte stets den größten Eindruck auf mich als Kind gemacht, wenn meine deutsche Mutter es mir vortrug. Obwohl sie eine heitere, lebensfrohe Berlinerin war, besaß sie doch einen starken Hang zum Mystischen, Übersinnlichen.

Kein Joachim …

Zum Teufel – wo war er?!

Und mit einem Male ward mir’s bewußt, daß ich leichtsinnigerweise ohne jede Waffe die Hausruine verlassen hatte. Wenn nun etwa Näsler von denen, die wir auf sehr energische Art nach dem Verbleib von Chico und Chubur fragen wollten, etwa hinterrücks niedergeschlagen und weggeschleppt worden war?!

Konnte mir nicht jeden Moment dasselbe zustoßen? Wußte ich, ob wir nicht bereits eingekreist waren?

Mißtrauisch schaute ich zu den Baumschatten zurück … Mein Leichtsinn konnte die übelsten Folgen haben …

Anderseits – wenn Feinde in der Nähe, dann würden die drei Wildhunde nicht so kühn bis hierher vorgedrungen sein und die bequeme Nachtmahlzeit begonnen haben.

  1. Vorlage: Ceyoten
Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Geheimnis des Meeres. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_des_Meeres.pdf/100&oldid=- (Version vom 30.6.2018)