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Ich eilte rasch durch den Waldstreifen, machte aber einen Bogen, wollte dieselbe Richtung vermeiden, kam so an die rechte Ecke des gänzlich eingestürzten Wohnhauses der Schafhüter der einstigen Farm, – – und hörte Stimmen.

Von der Mauerecke hingen Dornenranken in dicken Bündeln herab, hatten einen natürlichen stachligen Vorhang gebildet, der in der Tat wie ein grün und gelb gesprenkelter Teppich aussah, da die Blätter und die Blüten scharf gegeneinander kontrastierten. Hinter diesem Vorhang erklangen die gedämpften Stimmen …

Nein – nur eine jetzt. Die Joachim Näslers. Und ich merkte an dem Tonfall, daß er sich in außerordentlicher Erregung befand. Jedes Wort konnte ich verstehen. Näslers Stimme war in allen Tonlagen klar und deutlich, ein geschultes Organ – trotz des leisen Schnarrens, trotz des nachlässig-blasierten Leutnantsjargons von ehedem. Was ich hörte, war so unbegreiflich, daß ich schon nach den ersten Sätzen Joachims ohne Rücksicht auf die Dornen und meine Finger die Ranken auseinanderbog …

Drüben lag vor Joachim ein Weib mit aschblondem reichem Haar auf den Knien, hatte die Hände in seine Ärmel eingekrallt, hielt ihn fest – ihn, der den Oberkörper weit zurückgebogen hatte, als ob von der Frau ein Pesthauch ausginge …

Es war dieselbe Frau, die ich damals schlafend am Lagerfeuer gesehen hatte. Nicht Tatjana Turido. Das wußte ich längst, obwohl Joachim die Frau nie mehr erwähnt hatte nach jener Szene, als er mit Allan uns hatte verlassen wollen.

Wer war’s?!




Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Geheimnis des Meeres. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_des_Meeres.pdf/101&oldid=- (Version vom 30.6.2018)