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unnahbarste Hochmut … Und erst als wir mitten auf der Lichtung im Mondschein vor „unserem“ Hause standen, streckte er mir die Hand hin …

„Vergessen, Abelsen! Unsere Schicksale gleichen einander. Sie und ich – und Weiber, die uns aus der geordneten Bahn warfen!“

„Bedauern Sie das so sehr …?!“

„Ja … Denn Sie sind ein Ehrenmann, ich wurde ein Lump … Und das ist der Unterschied, Abelsen! Außerdem – Sie wissen nicht, wer und was ich einst war, was ich verloren habe, sogar mein Vaterland – verloren, nicht freiwillig aufgegeben wie Sie! – Vergessen wir, Abelsen …!“

Noch ein Händedruck. Dann sagte er in anderem Tone: „Was führte Sie hier ins Freie?! Die Zeit der Ablösung ist doch noch nicht da.“

„Eine tote Ratte …“ Ich erzählte von dem gemauerten Schacht. Aber ich war zerstreut. Ich konnte die aschblonde Frau, die Mammi, nicht vergessen. Ich bedauerte sie. Inwieweit sie schuldig, wußte ich nicht. Nur eins fühlte ich unklar: daß Joachim seines Weibes jüngste Handlungsweise, diese abenteuerliche Fahrt hier nach dem letzten Lande der Welt, nach Ultima Thule, falsch und ungerecht beurteilte. Die Frau liebte ihn ohne Zweifel mit verzehrender Leidenschaft. Er hatte sie verlassen, und sie hatte sich an ihn geklammert mit unsichtbaren Banden, bis sich ihr die Gelegenheit bot, einen in Wahrheit selten romantischen Plan durchzuführen und das Kind als Fürsprecher auftreten zu lassen.

Seltsame Menschen, seltsame Lebenswege … – Und – Joachim ein Lump?! Nein – das konnte nicht sein! Auch in dieser Beziehung traute ich

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Max Schraut: Das Geheimnis des Meeres. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_des_Meeres.pdf/106&oldid=- (Version vom 30.6.2018)