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Fahrt ohne Ziel, Fahrt in den Tod vielleicht, Fahrt ohne Zweck …

Wir kehrten um. Legten neben dem Wal wieder an. Coy kam und meldete, daß alles in Ordnung.

Drei Uhr morgens war’s. Ich übernahm die Wache.

Und der Wind, der bisher genau von West geweht, drehte nach Süden. Ich merkte es zuerst daran, daß der Verwesungsgestank nachließ, daß die Brandung draußen schwächer wurde und der Himmel sich mit feinen Dunstschleiern überzog. Das Wetter würde umschlagen. Vielleicht hatten wir nach einer Stunde schon Regen, Schnee, Kälte. Im Magelhaens ist alles möglich. –

Nächtliche einsame Wache … Vielleicht sind in all jenen Stunden, wenn ich für die Gefährten die Augen und Ohren, alle Sinne in steter Bereitschaft halte, wenn der Zauber der Einsamkeit und der Reiz der unberührten, in dunkle Schleier gehüllten Natur zu mir redeten in Versen, die nur mein Ohr empfand – köstlicher als die lieblichsten Gesänge begnadeter Dichter, – vielleicht ist damals, und es war ja ein häufiges, wechselndes Damals, in meinen nüchternen Ingenieurverstand das Samenkorn der Phantasie gefallen, das mich nun als blühendes Gewächs mit lockenden Zweigen in Bann hält. Für mich schreibe ich nur – nur für mich. Und ich könnte, wenn ich wollte, hier noch zahllose Einzelheiten einflechten, die in meiner Erinnerung greifbar deutlich erstehen, sobald ich mit geschlossenen Augen an die großen Umrisse des Selbsterlebten zurückdenke. Ich weiß zum Beispiel genau, daß damals nachts an der Turido-Bucht zwei Wildhunde geschickt wie die Gemsen die Steilhänge herabkamen und auf den Wal

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Max Schraut: Das Geheimnis des Meeres. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_des_Meeres.pdf/162&oldid=- (Version vom 31.7.2018)