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Mit raschen Sprüngen brachten wir uns aus der deutlich erkennbaren Bahn der Steinlawine in Sicherheit und standen nun hinter einer hohen Klippe dicht am Ufer unter Wind. Es war eisig kalt. Der Regen hatte sich auf dem Gestein in dünne Eisglasur verwandelt, und wenn die jagenden Wolkenmassen einmal etwas mehr Licht durchließen, glänzte die Umgebung der Bucht wie lackiert. Vergebens schauten wir jedoch nach den Dingen aus, die uns so wertvoll. Coy meinte: „Müssen rund um Bucht klettern … Irgendwo finden … Jetzt Flut sein …“

Klettern!

Ich hatte die Büchse umgehängt, und in Coys Muschelgürtel hingen Messer, Pistole und Handbeil.

Klettern! – Wenn nicht das eherne Muß uns angetrieben hätte, ich glaube, auch Freund Coy wäre bald umgekehrt. Vereiste Felsen rutschten wir hinab, vereiste Felsen erklommen wir, halfen einander. Jede Muskel spielte. Und – unsere Hände waren schon wund von vorhin, unsere Gesichter zerkratzt, zerschunden. Hagel prasselte uns in die Augen, Schnee durchweichte meine kaum getrockneten Sachen, gefror von neuem, taute im Regen wieder auf, gefror wieder …

Um acht Uhr morgens hatten wir das halb zerstörte Bootsgerippe und um neun das Zelt und die fehlende Decke geborgen.

Wir hatten gesiegt, aber wir fielen dann auch wie die Klötze neben dem Feuer nieder und … schliefen ein, total ausgepumpt. Wir hatten unsere letzte Kraft hergegeben.




Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Geheimnis des Meeres. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_des_Meeres.pdf/62&oldid=- (Version vom 31.7.2018)