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Weg durch die stachligen Massen, gelangte auch schließlich an den Ostrand, der senkrecht wie eine Mauer in den Kanal abfiel. Mir war heiß geworden. Aber die reichliche Schweißabsonderung tat mir wohl. Ich schaute mich um. Von dem Boote, von Allan und Näsler war nichts zu sehen. Ein scharfer Höhenrücken versperrte die Aussicht dorthin. Nichts zu sehen auch von irgendeinem Toten hier – nichts. Möwenschwärme schossen über mir hinweg, kreischten, beschenkten mich mit Unrat, wütend darüber, daß ich ihre Nistplätze störte. In flachen Nestern lagen zwischen dem Gestrüpp die verschiedenartig gefärbten und gesprenkelten Eier der graziösen Vögel, deren Familie so außerordentlich vielgestaltig ist.

Ich schritt am Rande dahin, erst nach Süden, dann nach Norden. Und die nördlichste Ecke der Kuppe glich einer Turmruine. Es fehlte nur der Efeu. Dornen waren genug da, die diese scheinbaren Mauerreste gelb gefärbt hatten. Hier fand ich etwas: ein kleines braunes Leinenzelt, sehr geschickt in die Felsmassen eingebaut, aber leer. In dem Zelt eine Menge komfortabler Einrichtungsgegenstände: zwei Schlafmatratzen, ein Spirituskocher, Aluminiumgeschirr, Konserven und anderes.

Zwei Bewohner also … Wo waren sie?!

Ich drang weiter vor. Ein dichter Busch dann, am Rande der Steilwand, halb überhängend. Dahinter auf dem Bauche liegend zwei Tote. Ein Mulatte und ein Europäer. Beide jung, etwa dreißig, beide mit Kopfschüssen, neben sich tadellose Karabiner. Die fahlen Leichengesichter lagen im Steinschutt, und die in das Geröll gekrampften Hände bewiesen das blitzartige Ende.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Geheimnis des Meeres. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_des_Meeres.pdf/71&oldid=- (Version vom 31.7.2018)