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dieser Stube bisher nichts gemerkt. Wie kam es also, daß sich hier eine solche Vertiefung befand?! Ich rieb ein Zündholz an, leuchtete hinab. Wirklich – ein ausgemauertes, viereckiges tiefes Loch, ein Schacht. Was mir sofort auffiel, waren die hellen Streifen des Mörtels zwischen den Steinen. Nicht etwa Ziegel, nein, Feldsteine … Felsstücke. Der Mörtel war frisch.

Die Sache begann mich zu interessieren. Unwillkürlich dachte ich an die Turidos, die hier diese Farm ruiniert hatten – auf gemeinste Weise, durch Gift. Gift, gegen Menschen oder Tiere benutzt, ganz gleich, gilt mir als elendeste Feigheit. Auf den Plantagen in Sumatra hatte man seinerzeit die Affenherden durch vergiftete kleine Brötchen, die stark gesüßt waren, von den Pflanzungen vertreiben wollen. Eines Morgens hatten wir fünfzig tote Affen gefunden. Abends verließ ich das sonst sehr gastliche Haus. Ich hatte aus meiner Empörung kein Hehl gemacht, und – man hatte mich ausgelacht.

Ich denke, jeder hätte wohl beim Anblick des frischen Mörtels (es war ein Gemisch von Muschelkies, Lehm und Vogeldünger, wie wir nachher feststellten) die Turidos und ihren Anhang für die Hersteller dieses Schachtes gehalten, denn andere Leute lebten hier nicht in der Nähe.

Mein Zündholz erlosch, und ich nahm ein zweites.

Jetzt machte ich eine neue Wahrnehmung, die noch eigenartiger war. Der Schacht mochte zwei Meter im Quadrat messen und drei Meter tief sein. In der einen Wandung war eine kleine dunkel gestrichene Tür zu erkennen.

Das zweite Zündholz erlosch. Ich überlegte.

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Max Schraut: Das Geheimnis des Meeres. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_des_Meeres.pdf/98&oldid=- (Version vom 31.7.2018)