Seite:Das Geheimnis eines Lebens.pdf/52

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

– Wozu das alles! Außerdem, glaubst Du denn, ich hätte nicht gemerkt, daß Du heute bei Deiner Rückkehr ganz, ganz anders warst als sonst, – beinahe scheu, so, als ob Du plötzlich ein schlechtes Gewissen hattest? Was ist Dir denn während Deiner Abwesenheit begegnet, das Dich derart verändern konnte?“

„Verspricht mir, gegen jedermann zu schweigen, und Du sollst die Wahrheit erfahren,“ sagte Jakob Wenzel ernst.

Wera zauderte.

„Gut,“ erklärte sie endlich. „Ich werde schweigen, trotzdem ich nicht begreifen kann, weshalb wir gerade vor dem Doktor, der uns noch soeben einen so deutlichen Beweis seines vollsten Vertrauens durch die Erzählung der merkwürdigen Angelegenheit mit dem alten Herrn Durgassow gegeben hat, Geheimnisse haben sollten.“

„Ich habe Dein Wort, Wera,“ meinte Wenzel, ohne auf ihre Bemerkung näher einzugehen. „Wisse also: Ich traf heute abend meinen Bruder hier in Danzig, wo er eine geschäftliche, die strengste Diskretion erfordernde Sache zu erledigen hat und sich daher hier sozusagen inkognito aufhält.“

Das junge Mädchen konnte ihr Erstaunen über diese Nachricht nicht verbergen.

„Wie, Deinen Bruder hast Du gesprochen, Vater, – wirklich, Deinen Bruder?! Aber er schrieb doch noch in dem dem Paket beigefügten Briefe, daß er vorläufig in London zu bleiben gedenke. Und nun ist er plötzlich hier in Danzig?“

„Ja. Ich traf ihn auch nur ganz zufällig, als ich jenem Fremden nachging, mit dessen Beobachtung mich Dreßler betraut hatte,“ entgegnete der kleine Händler stockend.

Wera schüttelte den Kopf.

„Hat der Onkel Dich den bei der Verfolgung des Unbekannten begleitet, daß Ihr soviel Zeit fandet, lange Gespräche zu führen,“ meinte sie mit deutlichem Argwohn.

Jakob Wenzel wußte auf diese unerwartete

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Geheimnis eines Lebens. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_eines_Lebens.pdf/52&oldid=- (Version vom 31.7.2018)