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Bewegungen wurden schwächer und schwächer. Das Betäubungsmittel tat seine Wirkung. –

Inzwischen jagte der Zug weiter und weiter. Jetzt fuhr er über die kleine Brücke dicht vor der Station Hohenstein und über die Weichen, wo das Bahngleis von Berent her einmündet. Dann kreischten die Bremsen, die Schaffner riefen die Station aus. – Nur wenige Fahrgäste verließen den Zug. Unter diesen befand sich auch Albert Wenzel, nicht aber Doktor Dreßler. Albert Wenzel bestieg dann den Berenter Zug, der wenige Minuten später davondampfte. –

Eine halbe Stunde später fand ein den letzten Dirschauer Vorortzug revidierender Schaffner in einem Abteil zweiter einen anscheinend im tiefsten Schlaf liegenden Reisenden, den er aber trotz energischsten Schüttelns nicht munter bekam. Schließlich wurde der Beamte besorgt und meldete den Vorfall dem Stationsvorstand. Der Reisende wurden in das Bureau gebracht, kam hier aber erst nach langen Bemühungen ins Leben zurück. Den kaum Erwachten versuchten die Beamten jetzt auszufragen. Aber merkwürdigerweise gab er nur recht widerwillig Auskunft, sagte nur, daß er wahrscheinlich infolge einer heftigen Magenverstimmung in Ohnmacht gefallen sei, nannte sich auf Befragen Dr. Dreßler und wollte aus Danzig sein. Da man in seinen Kleidern auch mehrere an Dr. Dreßler adressierte Briefe gefunden hatte, sonst auch nicht das geringste gegen ihn vorlag, wurde ihm auf seine Bitte ein Wagen beschafft, in dem er sich nach dem nächsten Hotel bringen ließ, da er zum Gehen noch zu schwach war.

In dem Hotel angelangt, ließ Dreßler sich zunächst eine starke Tasse Kaffee auf sein Zimmer bringen, nach deren Genuß er sich schon bedeutend besser fühlte. Dann beauftragte er den Kellner, ihm sofort ein Automobil für eine längere Fahrt zu besorgen.

Als vor dem Hotel ein viersitziges Automobil vorfuhr, stieg er bereits so elastisch die Stufen zur Straße hinab, daß ihm niemand mehr die eben überstandene

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Walther Kabel: Das Geheimnis eines Lebens. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_eines_Lebens.pdf/72&oldid=- (Version vom 31.7.2018)